Neben der Reihe von → Klaviersonaten und den zum Teil unvollendeten Sonaten-Entwürfen Franz Schuberts gibt es eine Menge kürzerer Klavierkompositionen, aber auch solche, die zu größeren zyklischen Einheiten zusammengefaßt wurden - darunter die Serien von jeweils vier Impromptus, die sechs Moments musicaux und nicht zuletzt die Wandererfantasie, ein visionäres Werk, das die Stukturen der klassischen Sonate in einen pausenlosen Satz zusammenfaßt - und das Franz Liszt später zum Muster für seine Klaviersonate in h-Moll wurde, die ihrerseits dank dieser formalen Konzentration des »Sonatenprinzips« Spuren bis in die frühe Moderne hinterlassen hat.
Die Musikalischen Momente erschienen in Schuberts Todesjahr 1828 bei Leidesdorf und fassen sechs kleinere Klavierstücke zu einer Serie zusammen - Vorbilder für solche Sammlungen boten vor allem Veröffentlichungen böhmischer Zeitgenossen wie Wenzel Tomascheks Sechs Eklogen oder die Impromptus von Johann Hugo Worzischek (Voříšek), auf deren Titel sich Schubert ja selbst noch zweimal bezog.
Schuberts Moments musicaux waren unabhänigig voneinander seit 1823 entstanden. Das im Erstdduck letzte Stück der Serie war 1824 schon einmal in der Anthologie Album musicale unter dem Titel Plaintes d'un Troubadour erschienen, die auch später populärste Nummer des Zyklus, Nr. 3, in derselben Serie bereits 1823 als Air russe.
Diese beiden erstveröffentlichten Stücke erschienen dann 1825 noch einmal - miteinander - als Guirlandes. Wie weit Schubert an der Titelgebung beteiligt war, kann nicht festgestellt werden. Vermutet wird, daß er die vier anderen Stücke des Zyklus 1826 komponiert haben könnte, als ihn Diabellis Kommissionär Probst nach »nicht zu schwierigen Pianoforte-Kompositionen à 2 und 4 mains, angenehm und leicht verständlich gehalten» fragte. Möglicherweise war das Konvolut der Moments musicaux Teil jener Sammlung, die Probst 1827 ablgelehnt hat, weil er sich offenkundig für Werke aus der Feder von Friedrich Wilhelm Kalkbrenner entschieden hatte.
Die ersten Impromptus als Bezeichnung für formal improvisatorisch-freie Klavierstücke hat Johann Hugo Worzischek (Voříšek) in seiner Sammlung Klavierstücke op. 7 im Jahr 1822 in Wien veröffentlicht. Wobei Schubert Worzischek gekannt und geschätzt hat. Man weiß, daß er ihn bei den »Abendunterhaltungen« der Gesellschaft der Musikfreunde spielen hörte. Ob die Bezeichnung Impromptus für seine eigenen Klavierstücke aber auf Schubert selbst zurückgeht, muß bezweifelt werden. Vermutlich war das eine Anleihe, die Schuberts Verleger bei Worzischek nahmen.
Zu Schuberts Lebzeiten erschienen nur die beiden ersten Stücke der später als »Opus 99« populär gewordenen Sammlung (D899), die Haslinger 1827 herausbrachte. Die zweite Reihe (D 935) erschien lange nach des Komponisten Tod, 1839, bei Diabelli als »Opus 142«.
Alle acht Stücke sind in der zweiten Hälfte des Jahres 1827 entstanden, die erste Vierergruppe im Herbst, die zweite im Dezember. Möglicherweise gehören auch die nachgelassenen Klavierstücke D 916 - B und C) zu diesem Werk-Komplex - Jörg Demus meinte später, sie seien Teil einer Sonate oublié und hat sie im eigenen Arrangement unter diesem Titel publiziert.
Den meisten der Impromptus ist eine improvisatorische Note eigen, die innerhalb einer locker eingehaltenen dreiteiligen A-B-A-Form oft in weit vom Grundton entfernte Tonarten schweift.
Der Klaviersatz ist weit entfernt davon, dem vom Verleger Probst für die Moments musicaux geäußerten Wunschen nach »nicht zu schwierigen Pianoforte-Kompositionen« zu erfüllen. Vielmehr scheint Schubert vom virtuosen Spiel des böhmischen Pianisten (und Geigers) Karl Maria Bocklet beeinflußt gewesen zu sein, der ihn durch seinen Vortrag begeisterte. Schon die D-Dur-Klaviersonate (D 850) ist Bocklet gewidmet, der auch bei der Uraufführung der Violinfantasie D 934 im Jänner 1828 den Klavierpart übernahm und im Verein mit Ignaz Schuppanzigh auch eines der Klaviertrios (vermultich jenes in B-Dur) aus der Taufe hob. Diese Trio-Premiere fand im Dezember 1827 statt, genau zur Zeit der Entstehung der zweiten Impromptu-Serie.
Einige der Impromptus erklangen vermutlich auch anläßlich des legendären »Privatkonzerts« am 26. März 1828, an dem Bocklet teilnahm und dabei jedenfalls an der Urauführung des Es-Dur-Trios und als Liedbegleiter Johann Michael Vogls mitwirkte.
Nicht verlässigen sollte man die Gesamtaufnahme der Sonaten durch Friedrich Wührer, einen beinah vergessenen, doch stilistisch sattelfesten Pianisten, der Schuberts Musik mit Feingefühl und delikater Anschlagkultur gerecht wird und in vielen Fällen zu tiefgründigen Deutungen fähig ist. Auf diversen Streaming-Diensten sind die Aufnahmen abrufbar.