Schuberts Messen
Viel diskutiert wurden Schuberts Freizügigkeiten gegenüber dem kanonisierten Mess-Text. So fehlt im Quoniam-Abschnitt des Gloria zuweilen die Anrufung »Jesu Christe«, im Credo das »patrem omnipotentem« und vor allem fehlt in sämtlichen Schubert-Messen das »Et in unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam«. Da es der Komponist mit dem Text so in all seinen Vertonungen des Ordinariums hält, geht die Forschung mittlerweile davon aus, daß es sich bei diesen Auslassungen nicht um einen Schubertschen Protest, sondern um gängige Praxis seiner Zeit in seinem Umfeld handelte.
Jedenfalls sind die Schubert-Messen hörbar nicht die Werke eines Agnostikers . . .
Jedenfalls sind die Schubert-Messen hörbar nicht die Werke eines Agnostikers . . .
Messe in As-Dur (D 678)
Drei Jahre lang hat Schubert an der As-Dur-Messe gearbeitet, ehe er sie 1822 vollenden konnte. Er hat die Partitur nach der Erstaufführung im selben Jahr noch einmal überarbeitet, doch wurde in der Aufführungspraxis lange die - in etlichen Ausgaben bis weit ins XX. Jahrhundert - gedruckte Version verwendet.Bei der Betrachtung dieses Werks sollte vielleicht bedacht werden, daß es quasi gleichzeitig mit Beethovens Missa solemnis entstand, die freilich später vollendet (und damit bekannt) wurde.
Die Musik der As-Dur-Messe ist größtenteils lyrisch, wobei einige einprägsame Effekte das Liedhafte theatralisch transzendieren: Wenn sich etwa die Soprane im Quoniam in kühner Aufwärtsbewegung über zwei Oktaven bis zum hohen H emporschwingen. Unvergeßlich auch die beiden C-Dur-Akkorde, die dem suchenden, in kühnen modulatorischen Kreisbewegungen Beginn des Credo vorangehen und vor der Aufsertehungs-Botschaft wiederkehren. Ebenso einprägsam der mystisch raunende Beginn des Sanctus, das sich in einer gewaltigen Steigerungswelle zur sanfte Ekstase des pleni sunt coeli entfaltet. Eine sozusagen allumfassende modulatorische Bewegung wie im Credo steht also auch hier vor er Festigung der Grundtonart. Das knappe Osanna ist dann ein jubelnder Volkschor, der mit dem verhaltenen Benedictus, eine der sprälichen »Auftrittsmöglichkeiten« für die Solisten in diesem Werk umrahmt.