Streichquartett Nr. 2
A-Dur 1944
Das erste von sChostakowitschs Streichquartetten war noch ein Versuch im kammermusikalischen Bereich und mit der klassischen Form gewesen - Seite an Seite mit Werken vom Format der Cellosonate oder des Klavierquintetts. Mit der Nr. 2 beginnt nun die bemerkenswerte Reihe der weiteren 14 Streichquartette. Das A-Dur-Quartett entstand 1944 nach Vollendung der Achten Symphonie und scheint deren völlige Negation darzustellen - hatte der Komponist in seinen beiden bis zu diesem Zeitpunkt letzten symphonischen Werken den Krieg und dessen Folgen thematisiert, schrieb er wie als Satyrspiel nun ein geradezu heiter-gelassenes Streichquartett. Schon die Satzbezeichnungen holen das Musiktheater in den Konzertsaal - oder ins Wohnzimmer, je nachem; SChostakowitschs Quartette sind ab sofort ja höchst intime, persönliche Botschaften und nehmen in der zweiten Häfte seines SChaffens sozusagen Tagebuchcharakter an.
Immerhin ist die Ouvertüre aber doch ein perfekt gearbeiteter Sonatensatz inklusive Durchführung. Der Mittelsatz aber stellt eine Art Opernszene dar: Ein suchendes, von Fragen erfülltes Rezitativ mündet in eine entspannte, Romanze. An Stelle eines Scherzos, für Schostakowitsch in der Regel der Paltz wilder, grotesker oder auch wütender Entladungen, steht hier ein Walzer. Und das Finale steht - wie in manchen klassischen Vorbildern - in Variationsform, meidet also das konfliktträchtige Sonatenprinzip vollständig.
Das Quartett ist dem Komponistenkollegen Wissarion Schebalin gewidmet, dem Schostakowitsch während der Arbeit - etwa zeitgleich mit der am Klaviertrio - gestand:
Die enorme Geschwindigkeit, mit der mir die Arbeit von der Hand geht, irritiert mich. Man darf nicht so rasch komponieren wie ich es tue. Es handelt sich dabei ja immerhin um eine ernsthafte Arbeit, bei der man nicht »galoppieren« soll - wie die Ballerinen immer sagen...
Schostakowitschs Streichquartette