Brittens »Peter Grimes«

Englands erfolgreichster Komponist seit 1945 und sein »Peter Grimes«

Mit seinem ersten großen Musiktheaterwerk läutete Benjamin Britten bald nach Ende des zweiten Weltkriegs eine neue Ära - nicht nur der englischen - Musikgeschichte ein. Peter Grimes wurde auch deshalb zu einer der meistgespielten Opern der Zeit nach 1945, weil hier ein Komponist mutig gegen den Stachel der zeitgeistigen Ästhetik der Avantgarde löckte.

Das gern zitierte, simple Motto, Peter Grimes sei eine Parabel vom »ausgegrenzten Menschen«, genügt nicht, um zu erklären, warum das Publikum Aufführungen dieser Oper in der Regel tief bewegt verlässt.
Was den Zuschauer trifft, ist die Tatsache, daß hier alle Handelnden gleichermaßen Schuldige sind: Die Masse mit ihren Bigotterien und Vorurteilen, jeder Einzelne in seinem rücksichtslos dumpfen Streben nach Macht und Lustgewinn, aber auch Peter Grimes selbst, der beziehungsgestörte Fischer. Er zerbricht keineswegs nur an der Tatsache, daß die Volksjustiz ihm Morde an zwei seiner Gehilfen anlastet, die er gar nicht begangen hat, für die er sich aber doch, in die Enge getrieben, selbst opfern muß.
→ Die Handlung

Grimes geht wohl auch an seinem Ego zugrunde, das selbst offen bekundete Zuneigung nicht zu erwidern imstande ist.

Legendär die Darstellung des Titelhelden durch den großen Jon Vickers, der die Oper unter der Leitung von Colin Davis für Philips aufgenommen hat (1978).
Die Einspielung steht Seite an Seite mit Brittens eigener Aufnahme, in der Lebenspartner Peter Pears, Protagonist der Uraufführung, den ihm auf den Leib komponierten Titelhelden verkörpert (1958).

Noch einmal behandelte Britten mit seinem Billy Budd effektsicher eine Seemanns-Tragödie über eine Außenseiterfigur. → Gedanken zur ersten Produktion dieses Werks an der Wiener Staatsoper im Jahr 2001.
 

↑DA CAPO