Alexander von Zemlinsky

(1871 - 1942)

Schönbergs Lehrer und Antagonist

Alexander von Zemlinsky ist in die Musikgeschichte als Lehrer Arnold Schönbergs eingegangen.

Seine Musik - im Zuge einer bemerkenswerten Reanissance seit den 1990erjahren wieder im Bewußtsein der Musikwelt - erweist Zemlinsky freilich eher als Zeitgenossen von Richard Strauss oder Erich W. Korngold. Auch Gustav Mahlers Klangsprache wird in Zemlinskys Musik hie und da reflektiert - vor allem in den Liedern op. 13, die als psychologischer Versuch gelten können, die verquere Beziehung zu Alma Schindler zu verarbeiten, die zunächst Zemlinskys Muse war, dann aber zur Frau des Freundes und Komponisten-Kollegen.

Manches in Zemlinskys Werk scheut auch die Berührung mit der Unterhaltungsmusik nicht. Die großen Symphonischen Werke und die Opern gehören freilich durchwegs zu den kraftvollen Bewährungsproben der musikalischen Spätromantik. Allen voran die Oscar-Wilde-Vertonungen Florentinische Tragödie und Der Zwerg (Der Geburtstag der Infantin), beide intensive, höchst wirkungsvolle Einakter, durchaus von der Schlagkraft der Verismo-Zwillinge Cavalleria rusticana/Bajazzo.

Von der Tragödie wurde im Rahmen einer konzertanten Aufführung im Wiener Konzerthaus ein exzellenter Livemitschnitt produziert. Mit Heidi Brunner, Wolfgang Koch, Charles Reid und dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter Bertrand de Billy (Capriccio).

König Kandaules

Eindrucksvoll gerieten immer auch Produktionen von Zemlinskys Spätwerk Der König Kandaules - sowohl die Inszenierung von → Christine Mielitz bei den Salzburger Festspielen als auch jene von Hans Neuenfels an der Wiener Volksoper waren stürmische Erfolge.

Für den Konzertsaal gelang Zemlinsky mit seiner Lyrischen Symphonie ein expressives Meisterstück nach Texten von Rabindranath Tagore - nach dem Vorbild von Mahlers Lied von der Erde ist das Werk für zwei Singstimmen und großes Orchester gesetzt.

Der Mitschnitt der Wiederaufführung dieses lang vergessenen Meisterwerks durch die Berliner Philharmoniker unter Lorin Maazel mit dem Ehepaar Julia Varady/Dietrich Fischer-Dieskau packt bei jedem Wiederhören

Lyrische Symphonie
Maazel, Berliner Philharmoniker

(DG).



Von Zemlinskys Orchesterwerken hat überdies die dreisätzige Tondichtung Die Seejungfrau nach dem Märchen von Hans Christian Andersen eine »späte Karriere« gemacht. Zunächst war nur der erste Satz des Werks bekannt, doch akribische Forschungasrbeit hat die Komposition in ihrer Gesamtheit wieder ans Licht gebracht und damit eines der klangprächtigsten Stücke musikalischer Spätromantik für das Repertoire gerettet.
                     

Die Streichquartette

Einen Bogen von der Spätromantik zu einem ausdrucksstark, aber formal gebändigten Klassizismus spannen die vier Streichquartette Zemlinskys, die das LaSalle Quartett für DG aufgenommen hat. Der Zyklus ist im Rahmen einer Box greifbar, die auch die legendäre Gesamteinspielung des Quartettschaffens der Schönberg-Schule enthält.
Das Ensemble, für seine analytische Vorgangsweise berühmt, findet im (nach dem Vorbild von Schönbergs Quartett Nr. 1) pausenlos ablaufenden Riesensatz des 1915 vollendeten Zweiten Streichquartetts zu atemberaubender Expressivität. (DG).

Die Streichquartette
LaSalle Quartett (DG)


   Einen ganz anderen, gelösten Zemlinsky zeigen seine (meist in der frühesten Schaffensperiode entstandenen) Klavierwerke, die oft geradezu in der Nachfolge der Strauß-Dynastie zu stehen scheinen, vor allem dort, wo es um Tanzsätze geht. Nach Brahms klingen die Lieder ohne Worte nach Dehmel-Gedichten – Zemlinsky hat sie seiner einstigen Geliebten gewidmet, als sie schon Alma Mahler hieß .  . .

Von den Klavierwerken verrät nur eines den Musikdramatiker: der. 1902 als Nachzügler - und tatsächlich fürs Theater - komponierte „Lichtstrahl“ (den man lang nach Zemlinskys Tod im Wiener Konzerthaus gleich zweimal als Erstaufführung präsentierte...) – wie in der "Florentinischen Tragödie" geht es auch hier um eine Dreiecksgeschichte, die freilich gar nicht tragisch, sondern eher kabarettistisch-doppelbödig endet und  in einen charmanten Walzer mündet. Das hat nun gar nichts Opernhaftes an sich, klingt eher nach Salonmusik des Fin de siecle, auf hohem Niveau (Der Pianist Emanuele Torquati hat Zemlinskys Klaviermusik komplett auf einer CD vorgelegt (Brillant Classics)







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