Die Seejungfrau

Alexander von Zemlinsky

Eines der schönsten Orchesterwerke aus dem - tonalen - Umfeld der Wiener Schule lag für Jahrzehnte im Verborgenen - lediglich ein Bruchteil des Werks war bekannt - und auch der kam erst spät zu Repertoire. Ehren.

Das Autograpph der Tondichtung Die Seejungfrau tauchte 1976 in einer Wiener Privatsammlung auf. Wie unschwer festzustellen war, handelte es sich dabei nur um den ersten Teil der ursprünglich dreiteilig angelegten symphonischen Dichtung. Einer Anmerkung auf dem Manuskript war zu entnehmen, daß weitere Abschnitte der Komposition in der Library of Congress liegen müßten. Bis 1984 dauerte es, daß die Musikwissenschaft eine Spielfassung der drei Sätze dieser »Programmsymphonie« herstellen konnte. 75 Jahre nach der Uraufführung kam das Werk also durch das Österreichische Jugendsinfonieorchester unter Peter Gülke zu seiner Wiederaufführung.

Gülke mußte damals mit einem Faksimile der Originalpartitur das Auslangen finden. Eine kritische Neu-Edition des Werks stand noch lange aus. Denn die Originalpartitur überlieferte dank etlicher Überklebungen und fehlende Manuskriptteile lediglich eine verstümmelte Fassung des Werks.

Außerdem war Zemlinskys Schrift nicht leicht zu entziffern. Die ersten Aufführungen nach der langen Pause mußten also aus einem extrem fehlerhaften Notenmaterial gespielt werden.

Auch ein Kopisten-Exemplar, das sich bei der Universal Edition fand, wies viele Unkorrektheiten auf und überliefert die Partitur stark gekürzt. Das wachsende Interesse an Musik Zemlinskys führte jedoch dazu, daß die Dirigenten, die sich zu einer Aufführung der Seejungfrau entschlossen, sich an der Fehlersuche und Korrektur beteiligten, sodaß im Lauf der Zeit immer korrekteres Spielmaterial zur Verfügung stand. Zemlinskys Werk war zunächst zweisätzig geplant. Während der Arbeit, die von Anfang 1902 bis zum März 1903 dauerte, fügte er noch einen dritten Satz hinzu.

Die musikalische Erzählung folgt Szenen aus Hans Ch. Andersens Märchen:

I. »Auf dem Meeresgrund« - aus dunklen Tiefen bis zur Rettung des Prinzen durch die Seejungfrau.



II. Ball im Schloß des Meereskönigs - Begegnung zwischen der Seejungfrau und der Meerhexe.



III. Die Seejungfrau als menschliches Wesen - Seelenqualen, Selbstmord und Verklärung.

↑DA CAPO

Unser Bild stammt von Edvard Munch (Ausschnitt)