Violinsonate G-Dur op. 134
1968
I. Pastorale
II. Allegro furioso
III. Variationen
David Oistrach dem der Komponist für zahllose Aufführungen seiner Werke in der Sowjetunion und in aller Welt dankbar war, feierte 1968 seinen 60. Geburtstag. Schostakowitsch wollte ihm ein Geburtstagsgeschenk machen und komponierte für den großen Geiger sein → Zweites Violinkonzert. Doch er hatte sich im Jahr geirrt und lieferte 12 Monate zu früh, was Oistrach amüsiert anmerkte, wenn er sich auch über die Tatsache, daß der Meister ein weiteres Konzert für ihn geschrieben hatte, besonders freute.
Doch Schostakowitsch ließ sich nicht lumpen und lieferte ein Jahr später noch die Violinsonate op. 134 - um (ohne es zu ahnen) damit Oistrach einen Herzenswunsch zu erfüllen:
Ich hatte das nicht erwartet, auch wenn ich lange schon gehofft hatte, daß er einst eine Violinsonate schreiben würde.
Da war sie nun. Ein direktes Folgewerk des → Streichquartetts Nr. 12 und wie dieses einer der Versuche Schostakowitschs zwölftönige Strukturen in seine Musik zu integrieren, was Kommentatoren dazu verleitet hat, »eine gewisse intellektuelle Kühle« (so Biograph Krzysztof Meyer) in dieser Musik zu vernehmen, auch wenn zugegeben wird, daß Schostakowitsch in seiner Sonate eine einsame Höhe geistiger Klarheit erreicht, eine Musik, die frei ist vom Pathos programmatisch gebundener Musik der vorangehenden Schaffensphase. Der Mittelsatz ist rhythmisch energetisch und von unbändiger Kraft, beinah zügellos in der Wirkung, dennoch klar struktuiert mit einer zentralen Durchführungspartie, die von der (scheinbaren) Reprise des Hauptthemas kurfristig unterbrochen wird.
Der Finalsatz ist eine großangelegte Passacaglia.
Schostakowitsch hat seine Sonate mit Oistrach im privaten Kreis selbst musiziert. Davon existiert eine - vermutich seine letzte pianistische - Aufnahme, die wenn auch amateurhaft in der Tontechnik, eines der bedeutendsten Tondokumente der jüngeren Musikgeschichte darstellt. Gerade weil sie jenen Werkstattcharakter vermittelt, der bei solchen Gelegenheiten herrscht - mangels vorbereitender Proben und auch auf Grund von schostakowitschs fortschreitender Beeinträchtigung durch seine Polio-Erkrankung...
Die Uraufführung der Sonate fand - mit Schostakowitschs Komponisten-Freund Moisei Weinberg am Klavier fand im Jänner 1969 im Haus des Moskauer Komponistenverbens statt. Offiziell erklang die Sonate das erste Mal allerdings erst im Moskauer Konservatorium im Mai desselben Jahres, mit Swjatoslaw Richter als Pianist. Beidemale musizierte selbstverständlich Oistrach den Geigenpart. Er nahm die Sonate mit Richter bald auch für Schallplatten auf.