Streichquartett Nr. 10
- Andante
- Allegretto furioso
- Adagio
- Allegretto
Schostakowitsch schrieb sein Zehntes Quartett innerhalb von zehn Tagen im Juli 1964 auf seiner Datsche im armenischen Dilischin. Die Arbeit war so etwas wie ein Satyrspiel auf den langwierigen Enstehungsprozeß des vorangegangenen Quartetts Nr. 9. Das Zehnte ist dem Komponistenkollegen Mieczylszlaw Weinberg gewidmet, der 1939 vor den deutschen Besatzern aus Warschau in die Sowjetunion geflüchtet war und den Schostakowitsch ungemein schätzte. Das Quartett wurde im November 1964 in Moskau vom Beethoven-Quartett uraufgeführt, wobei Fjodor Druzhinin erstmals seinen Lehrer Vadim Borisovsky als Bratschist ersetzte.
Das Hauptthema des ersten Satzes, Andante, von der Primgeige exponiert, spielt mit einer raffinierten harmonischen Überlagung der Grundtonart As-Dur durch e-Moll, durchläuft aber trotz der tonalen Fixierung alle zwölf Noten der Oktav. Die rhythmische Begleitfigur erhält bald motivischen Charkter, das Cello »entgegnet« mit einem lyrischen Seitengedanken. Auf die Rückkehr des Hauptthemas antwortet eine sinistre Sul Ponticello-Passage, ehe der Satz im scheinbar sicheren Hafen der Tonart As-Dur ausklingt.
Die trügerische Ruhe wird durch das hereinbrechende Allegretto furioso gestört. Hier wird der schon am Beginn des Quartetts irritierend auftauchende Ton E zum harmonischen Zentrum. Die Begleitfiguren erinnern an die rhythmischen Motive des Kopfsatzes.
Das Adagio ist eine Passacaglia, beginnend in a-Moll, aufbauend auf dem vom Cello eingeführten Thema.
Variation VII leitet behutsam die Rückkehr des harmonischen Geschehens ins weit entfernte As-Dur ein - der Grundakkord führt zuletzt pausenlos ins Finale. Wieder führt die Bratsche das Geschehen an. Ihr markant rhytmisiertes Thema wird von der Zweiten Geige aufgegriffen, ehe wiederum die Bratsche ein Gegenthema präsentiert. Auf dem Höhepunkt des Geschehens führt das Cello erneut das Passacaglia-Thema aus dem Adagio ein, während insistierend der Rhythmus des Hauptthemas skandiert wird. Auch Musik aus dem Kopfsatz kehrt wieder -- das Werk klingt in gehauchtem As-Dur aus.
Schostakowitschs Streichquartette