Ein Bericht des preußischer Gesandten am englischen Königshof, de Bonet, berichtet sogar von drei Aufführung der Komposition - zweimal wollte der König die Musik bei der Hinfahrt hören, einmal auf dem Nachhauseweg. Jede der drei Aufführungen soll eine ganze Stunde gedauert haben. Die Orchestersuite, die damals erklang, wurde als »Wassermusik« berühmt.
Schlagzeilen bis nach Deutschland
Für Georg Friedrich Händel war diese spektakuläre Premiere eine willkommene Gelegenheit, sich bei König Georg beliebt zu machen. Hatten doch die dynastischen Verhältnisse in Europa für eine durchaus peinliche Situation gesorgt: Georg war als Kurfürst von Hannover Händels Dienstherr vor dessen Abreise nach London gewesen - und war durchaus verärgert darüber gewesen, daß der Musiker nicht, wie ausbedungen, wieder nach Hannover zurückgekehrt war. Nun war ausgereicht dieser Kurfürst durch die Erbfolge zum König von England geworden.
Doch hatte Georg andere Sorgen, als seinem untreuen Kapellmeister zu zürnen - galt es doch in den Jahren nach der Krönung, 1714, vor allem, den hausinternen Zwist mit dem Kronprinzen beizulegen. Der Volksmund wagte zwar keine so despektierlichen Aussagen über den Monarchen wie etwa Lady Montague, die meinte:
Im Privatleben hätte man ihn einfach einen Dummkopf genannt.
Aber man spottete längst:
Der König ist ein freundlicher Mann. Er mag nur drei Menschen nicht: seine Mutter, seine Frau und seinen Sohn.
Händel stand jedenfalls spätestens nach der Uraufführung der
Wassermusik längst wieder hoch in der Gunst des Königs, der im übrigen froh war für jeden Zeitgenossen, der des Deutschen mächtig war. Er haßte es, Englisch zu sprechen.
Andere Quellen legen im übrigen nahe, daß es bereits 1715 eine musikalisch umrahmte Bootsfahrt der höfischen Gesellschaft gab - sie führte im August von Whitehall nach Limehouse. Auf dem Rückweg ist angeblich musiziert worden. Es ist gut möglich, daß es bei dieser Gelegenheit zur Wiederannäherung Händels an König Georg gekommen sein könnte.
Die erste Wassermusik
Wenn das so war, dann hatte die legendäre
Wassermusik von 1717 einen Vorgänger. Der eminente Erfolg der großen
Wassermusik von 1717 sorgte aber jedenfalls dafür, daß Satzfolgen aus dem Werk bald auch an Land gespielt wurden. Verbürgt ist auch eine Aufführung der meisten Sätze als Schauspiel- und Zwischenaktsmusik anläßlich der Premiere eines Theaterstücks von Joseph Addisons im Febraur 1722. Drei Jahre später erschien die Ouvertüre der F-Dur-Suite aus der
Wassermusik bei Walsh im Druck. Wieder vier Jahre danach kamen Klavierarrangements einiger Sätze in den Handel. 1734 erschienen dann die Orchesterstimmen einer Anzahl von Sätzen der »Celebrated Water Musick«.
Aus dem originalen Stimmensatz
Aber es dauerte bis 1743, daß das gesamte Werk in Druck vorlag.
Viel ist darüber spekuliert worden, ob Händel die gesamte Suite eigens für die Fahrt auf der Themse komponiert haben könnte. Wahrscheinlich ist das kaum bei einem so tüchtigen Recycling-Künstler wie Händel einer war.
Erstdruck der Klavierfassung
Die meisten Druckausgaben legen nahe, daß Händel das Werk in drei Suiten geteilt haben könnte, eine in F-Dur, ein in G-Dur und eine in D-Dur - wobei die Orchesterbesetzung jeweils wechselt (die F-Dur-Suite dominiert der Klang der Hörner, die D-Dur-Suite überstrahlen die Trompeten, die intimere G-Dur-Suite - die vielleicht nicht Bestandteil der ursprünglichen
Wassermusik war, sieht eine solistische Flöte vor). Die unterschiedlichen Besetzungen könnten jedenfalls auf eine Herkunft der Stücke aus verschiedenen Quellen deuten.
Und noch eine Wassermusik
Ob tatsächlich die gesamte, heute bekannte
Wassermusik bereits 1717 erklungen ist, kann niemand wirklich sagen. Nachgewiesenermaßen fanden auf der Themse noch mindestens eine weitere königliche Bootsfahrt mit künstlerischer Umrahmung zu Händels Lebzeiten statt, nämlich 1736, aus Anlaß der bevorstehenden Vermählung des Kronprinzen mit der Prinzessin von Sachsen-Gotha. Deshalb gehen manche Musikforscher davon aus, daß Händel erst bei dieser Gelgenheit die gesamte Suite in ihrer bekannten Satzfolge fertiggestellt haben könnte.
Jedenfalls ist aber ein Großteils des Werks eine Bestandsaufnahme von Händels stilistischer Entwicklung zum Zeitpunkt seiner frühen Londoner Opernproduktionen. Ein Instrumentalwerk von ähnlicher Bedeutung sollte der Komponist erst 1749 wieder vorlegen, wiederum eine Freiluft-Musik, diesmals zur Untermalung eines
→ Feuerwerks.
Die »Wassermusik«
- Ouverture
- Adagio e staccato
- Allegro - Andante - Allegro
- Allegro
- Air
- Menuet
- Bourrée
- Hornpipe
- (Allegretto)
- (Allegro)
- Alla Hornpipe
- (Menuet)
- Rigaudon
- Lentement
- Bourrée
- (Menuet)
- (Allegro)
- Menuet