Saul
1739
Saul war - nach Esther, Deborah und Athalia - Händels viertes englischsprachiges Oratorium. Die Werke waren Ersatzvornahmen nach dem Scheitern mehrerer Opern-Gesellschaften kam Händel nun ohne kostspielige Szenerie aus und umgarnte sein Publikum lediglich akustisch mit dramatischer Musik. Anders als Oratorien im deutschsprachigen Raum waren seine englischen Werke allesamt Opern ohne Kulissen, aber auch dann, wenn biblische Stoffe zugrunde lagen, mit allen Emotionen, die man von der Opernbühne her gewohnt war.»Saul« basiert auf dem alttestamentarischen Bericht vom Ende der Zeit der Richter und dem ersten König der Israeliten. Unter Sauls Führung einten sich die zunächst von Richtern im Namen Gottes befehligten Stämme Israels zu einer Nation. Nach dem Vorbild der Völker ringsum suchte auch das Volk Israel nach einer starken weltlichen Herrscherfigur. Der letzte oberste Richter, Samuel, war ausersehen, diesen Herrscher zu finden: Der riesenhafte Saul, Sohn eines reichen Bauern, schien ihm der geeignete Mann. Samuel salbte Saul und erhob ihn im Namen Gottes zum König.
Die Handlung
ERSTER AKTNach seiner Wahl zum König der Israeliten erweist sich Saul als fähiger Feldherr. In der Schlacht gegen die Philister aber hat David sich als neuer Held verdient gemacht: Er hat den Riesen Goliath besiegt und wird als Triumphator der königlichen Familie präsentiert. Sauls Töchter Merab und Michal und der Königssohn Jonathan erliegen dem Charisma Davis, den der König mit seiner Tochter Merab vermählen möchte. Doch Merab zögert: David scheint ihr von niederer Geburt.
Das Volk huldigt Saul und David, doch die Lobpreisungen klingen kritisch in des Königs Ohren:
Saul, wohl Tausend schlug dein Schwert, David schlug Zehntausend gar.Der König wird von Selbstzweifeln gequält. Seine Familie sucht Hilfe bei David: Mit Musik soll er den König vom Dämon befreien. Doch Saul stellt dem Komkurrenten nach und versucht ihn mit dem Speer zu töten. David aber steht unter dem Schutz Gottes. er kann fliehen. Da erteilt Saul seinem Sohn Jonathan den Befehl, David zu töten.
ZWEITER AKT
Ein erregter Chor beklangt Sauls Eifersucht. Mit Hilfe einer List, will Saul David in den sicheren Tod schicken: Er verspricht ihm die Hand seiner Tochter Michal und sendet ihn als Feldherr in die Schlacht gegen die Philister. Der grandiose Dramatiker Händel zeichnet Saul im Dialog mit David als weise Herrscherfigur, läßt ihn aber, allein geblieben, mit zynischer Freude von der Niederlage des jungen Widersachers träumen. - Doch wider Erwarten, kehrt David erneut als Sieger heim. Der erzürnte Saul schleudert ihm zum zweiten Mal seinen Speer entgegen. Doch Michal verhilft ihrem Bräutigam zur Flucht. Saul schickt Späher aus, die David finden sollen. Mittlerweile ist auch Merab von David fasziniert. Und auch Jonathan will sich nicht gegen David wenden. In Rage plant der König einen Anschlag auf den eigenen Sohn.
DRITTER AKT
Saul, dem Wahnsinn verfallen, sucht nach der weisen Hexe von Endor. Die Zauberin weiß keinen Rat für ihn, sondern zeigt ihm die Zukunft: Saul wir den Tod finden. Tatsächlich sterben der König und sein Sohn Jonathan in der erbitterten Schlacht gegen die Philister. Dem gewaltigen Klagegesang, in den Merab und Michal einstimmen, folgt die Erhebung Davids zum König.
Saul , uraufgeführt im Januar 1739, gehört wegen seines klanglichen Reichtums und der vielschichtigen Handlung zu den herausragenden Händel-Oratorien. Die Instrumentation ist von außerordentlicher Farbigkeit, was in London damals auch Aufsehen machte. Die großen Kesselpauken wurden aus dem Londoner Tower ausgeliehen. Drei Posaunen, eine Harfe, ein Glockenspiel - für klangliche Abwechslung war gesorgt. Zudem wurde eine kostspiele Orgel angeschafft, an der Händel durch Virtuosität glänzte.