Artur Rodzinski
1892 - 1958
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Als Orchestererzieher schätzen Rodzinski sämtliche Kollegen. Viele profitierten von seiner Aufbauarbeit. Es war kein Zufall, daß Arturo Toscanini Rodzinski mit dem Engagement der Musiker für sein NBC-Orchester beauftragte und ihn auch die ersten Proben leiten ließ. Zuvor hatte Rodzinski bereits das Cleveland Orchestra aus einer künstlerischen Talsohle herausgeführt und zu einem der führenden Klangkörper der USA gemacht - eine Arbeit, auf der George Szell sein legendäres Clevelander Imperium aufbauen konnte.
Rodzinski war nach dem Abgang von John Barbirolli und zwei führungslosen Spielzeiten auch für den künstlerischen Wiederaufstieg von New York Philharmonic verantwortlich. Das Orchester war seit dem Abgang Toscaninis ziemlich verschlampt - Rodzinski spielte seine autoritäre Karte aus und schlug gleich 15 Musiker vor, die zu entlassen waren. Toscanini, diesbezüglich nicht gerade als zart besaitet bekannt, studierte Rodzinskis »schwarze Liste«, befand die Entscheidungen prinzipiell für gut und richtig, hätte sich allerdings dafür eingesetzt, die Musiker nach und nach zu entlassen; Rodzinski bestand auf deren sofortigen Abschied.
Solche Aktionen beförderten seinen Ruf als Diktator. Doch der Kritiker Virgil Thomson bestätigte bald: Rodzinski hätte mehr für das New Yorker Orchester getan als jeder andere Dirigent zuvor. Besonders menschenfreundlich agierte Rodzinski im übrigen auch sonst nicht. Leonard Bernstein, der Rodzinskis Assistent wurde, erzählte absonderliche Geschichten von seinem Chef, obwohl dieser ihn nach Kräften förderte. Vor allem die scheinbar an den Haaren herbeigezerrte Anekdote, derzufolge Rodzinski stets eine geladene Pistole mit sich trug, sollte sich später sogar als wahr herausstellen: Rodzinskis Frau gab in einem Interview in den Siezbigerjahren die Bestätigung für diese Marotte ihres Mannen - neben manch anderen . . .
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In der Clevelander Zeit nahm Rodzinski unter anderem eine bedeutende Wiedergabe der → Fünften Symphonie von Jean Sibelius auf, die diese Partitur in höchster Transparenz hörbar und durchaus als Werk der musikalischen »Moderne« begreiflich macht.
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Zu den herausrgenden Schallplatten, die er im Studio produzierte, gehören (in späteren Jahren) etwa das Brahms-Violinkonzert mit → Erica Morini oder
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In der europäischen Spätzeit des Dirigenten entstanden auch hörenswerte Richard-Strauss-Aufnahmen, nicht zuletzt die von ihm mit dem Placet des Komponisten arrangierte Rosenkavalier-Suite, die trotz ihrem etwas brachialen Schluß zur gebräuchlichen Konzert-Version dieser Musik geworden ist.
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Kuriosität am Rande: Die Novität wollten zwei der führenden Maestri der USA sofort für Schellack-Platten aufnehmen: Serge Kussewitsky war chronologisch gesehen früher an der Reihe, doch das Produktionstempo der Firmal Columbia sorgte dafür, daß die wenig später entstandene Einspielung durch die New Yorker Philharmoniekr unter Rodzinski zuerst in den Handel kam . . .
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