Donnerstag aus »Licht«
Karlheinz Stockhausen
Uraufführung: 1981, Mailand
PERSONEN
Michael (Tenor; Trompete; Tänzer) – Eva (Sopran; Baßetthorn; Tänzerin bzw. Sprecherin) – Luzifer (Baß; Posaune; Tänzer bzw. Sprecher) – Michaels Begleiterin im Examen (Klavier) – Clowneskes Schwalbenpärchen (Klarinette, Baßetthorn) – Zwei Knaben (Sopransaxophone) – Bläser- und Schlagzeugensemble für den Donnerstag-Gruß – Unsichtbare Chöre.
Spieldauer:
- Gruß: 12 min.
- 1. Akt: ca. 63 min.
- 2. Alt: ca. 50 min.
- 3. Akt: ca. 80 min.
- Abschied: ca. 30 min.
Der Donnerstag ist der »Michaelstag«. Michael ist neben Eva und Luzifer als »Fürst des Lichts« die dritte Hauptfigur des Licht-Zyklus. Die irdische Gestalt wie das göttliche Wirken des Erzengels sind das Thema der »Oper«.
HANDLUNG
Der »Gruß« sorgt im Theater-Foyer für die Einstimmung der Zuschauer auf die folgenden Akte.
1. Akt
»Michaels Jugend«
Michael, Kind armer Eltern, lernt von seiner Mutter Eva das Singen und Tanzen, vom Vater Luzifer Beten, Jagen und Theaterspielen.
Der Vater unterstellt der Mutter ein Verhältnis mit dem Pastor. Sie wird nach einem Selbstmordversuch in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Der jüngste Sohn stirbt. Der Vater wird Alkoholiker - und muß in den Krieg ziehen.
Michael liebt das musizierende Sternenkind Mondeva, halb Vogel, halb Frau. Sie lehrt ihn eine neue Musik. Die Mutter wird in der Heilanstalt von einem Arzt getötet. Der Vater fällt im Kriegseinsatz. – Michael will in die Hohe Schule der Musik eintreten. Ein dreifaches Examen ist zu absolvieren: Singen, Trompetespielen, Tanzen. Eva und Luzifer ersheinen als Juroren. Michaels Prüfungen zeigen ihn in den Rollen der Mutter (Sänger) und des Vaters (Trompeter). Zuletzt tanzt er die Geschichte seiner eigenen Kindheit.
Mondeva begleitet ihn bei den Prüfungen und führt ihn zu höchster Virtuosität.
2. Akt
»Michaels Reise um die Erde«
Von einem clownesken Schwalbenpärchen begleitet, unternimmt der Trompeter Michael eine Reise um die Erde - in Form von sieben dialogischen Sätzen für Solo und Orchester.
Die vorletzte Station konfrontiert ihn mit den Baßetthorn-Klängen der Musik Evas. Da gibt er den Befehl zur Umkehr - - die Erde dreht sich rückwärts und Michael (VII. Satz) begegnet Eva, um sich tanzend mit ihr zu entfernen. Das Schwalbenpaar - Klarinette und Baßetthorn - verspotten die Tanzenden. Nach der Vereinigung Michaels und Evas erlischt das Duett zwischen Trompete und Baßetthorn langsam.
3. Akt
»Michaels Heimkehr. Festival«
In jeweils dreifacher Gestalt erscheinen Michael von Eva im Himmel.
Hymnus »Donnerstag – Feiertag«.
Michaels Inkarnation: Laßt uns unser Licht vereinen, die Erdentage erneuern.
Von Eva empfängt er drei Pflanzen, drei »Lichtkompositionen« und eine Erdkugel.
Luzifer erscheint als steppender Posaunist. Michael versucht den Störenfried zu bekämpfen. Doch der Klang zweier Sopransaxophone, gespielt von Knaben, schlägt alle in Bann. Nur Luzifer spottet über die Gesellschaft und verläßt nach einem Streit mit Michael den Saal. – Michael erzählt in einer visionären Geschichte von Luzifer, des vornehmsten aller Engel, der, empört über die Erschaffung des Menschen, als Sohn der Finsternis einen Kampf mit den Söhnen des Lichts entfesselt hat.
Michael selbst mußte erfahren, »was es ist, ein Mensch zu sein«.
Sieben Momente seines Lebens erscheinen als Schattenspiele und nehmen als die sieben Buchstaben seines Namens Gestalt an:
MelodieAls Mensch kann Michael nur noch »ahnen, was ein Engel ist.«
Intensität
Chromatik
Harmonik
Audiogrammatik
Ekstase
Licht
Den Menschen brachte er die Himmelsmusik, dem Himmel, »unsterblich in die Menschen, in die Erde und ihre Kinder verliebt«, die Musik der Menschen.
Donnerstags-Abschied.
Von den Dächern der Häuser rund um das Theater ertönt, von fünf Trompetern geblasen, die Michaels-Formel.
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