Die Vögel

Walter Braunfels - nach Aristophanes

Erstaufnahme für die Decca-Reihe »Entartete Musik«


Uraufführung, Berlin 1920
Lothar Zagroseks Ersteinspielung für die Serie Entartete Musik (Decca) hat dieses Werk der Vergessenheit entrissen. Seither haben etliche szenische Produktionen daran erinnert, daß Braunfels mit seinen Vögeln eine der erfolgreichsten deutschen Opern der Zwischenkriegszeit gelungen war, die erst 1933, vom NS-Regime als »entartet« deklariert, von den Spielplänen verschwand.

Dabei war die Uraufführung, 1920 in München unter Bruno Walter, als Sensation gefeiert worden. Alfred Einstein bemühte hochfliegende Vergleiche.
Ich glaube nicht, daß über die deutsche OPernbühne je ein so absolutest Künstlerwerk gegangen ist. Man kann und muß es in seiner Notwendigkeit mit den Meistersingern und dem Palestrina Pfitzners vergleichen.
Doch Braunfels war den NS-Machthabern aus »rassischen« Gründen nicht genehm. Am 1. April 1933 wurde er seines Amtes als Direktor der Kölner Musikschule enthoben und mußte erleben, daß seine zuvor vielgespielten Werke in Deutschland verboten wurden.

Braunfels, studierter Jurist, doch von einer Tristan-Aufführung vollkommen zur Musik »bekehrt«, war von Ludwig Thuille in Komposition und in Wien von Theodor Leschetitzky als Pianist ausgebildet worden. Am Klavier konnte er bis in seine späten Lebensjahre brillieren.

Bruno Walter sprach noch lange nach Ende des »Dritten Reichs« mit Hochachtung von der Partitur der Vögel.
Im Jahre 1920 brachte ich eine der interessantesten Novitäten meiner Münchner Arbeits-Periode, W. Braunfels' Die Vögel heraus, und wer Karl Erbs (Hoffeguts) Gesang von der Sehnsucht des Menschen und die tröstende Stimme der Nachtigall von Maria Ivogün gehört, wen die grotesken Szenen des Werks erheitert und die romantischen gerührt haben, wird dieser poesie- und geistvollen Umwandlung der Komödie des Aristophanes zur Oper dankbar gedenken.
Hintergründigerweise spielt Walter hier unter anderem auf den Gesang des Hoffegut an, den der von den deutschen Machthabern abgelehnte Komponist zu einer Hommage an die deutsche Romantik genutzt hatte. Braunfels schrieb: Ich nkonnte mir nicht versagen, in Hoffeguts romantischen Gesang in der Nachtszene des 2. Aktes folgende Eichendorffsche Verse einzuflechten:
Ja, schön hier zu verträumen die Nacht im tiefen Wald...
Es dauerte bis 1994, daß sich Veranstalter an einer konzertante Wiederaufführung wagten.

Inhalt

Erster Akt
Ratefreund und Hoffegut, zwei Lebemänner, wollen sich ganz der Kunst widmen und suchen nach dem Reich der Vögel. Der Wiedehopf, König der Vögel, begrüßt die Eindringlinge jedoch nur widerwillig. Er möchte seine Ruhe haben. Doch Ratefreund, lockt den Vogelkönig mit dem Plan, den Vögeln die Macht über Gott und Mensch zu sichern: Eine befestigte Stadt der Vögel könnte verhindern, daß der Opfer-Rauch von der Erde in den Himmel aufsteigt. um über den Plan zu beraten. Der Wille zur Macht siegt über alle Bedenken: Dieses Bollwerk namens Wolkenkuckucksheim soll errichtet werden und dem Wiedehopf als Residenz dienen.

Zweiter Akt
In einer Vollmondnacht lauscht Hoffegut dem Gesang der Nachtigall als einem Sinnbild für die Unsterblichkeit. Das Taubenpaar tanzt als erstes ins neu errichtete Wolkenkuckucksheim. Doch Prometheus erscheint und warnt die Vögel vor den Folgen des Hochmuts. Der Zorn von Vater Zeus könnte vernichtend sein. Immerhin wurde er, Prometheus, an einen Felsen geschmiedet, weil er sich unterstanden hatte, den Menschen das Feuer zu bringen. Doch Ratefreund verweist darauf daß Prometheus letzendlich begnadigt worden sei und wiegelt die Vögel zum Krieg gegen die Götter auf.

Im Kampf wird Wolkenkuckucksheim zerstört. Die Vögel müssen die Vormachtstellung der Götter anerkennen. Ratefreund und Hoffegut abrer kehren zurück ins Menschenleben -- Hoffegut nimmt immerhin die Erinnerung an den Nachtigallengesang mit . . .


↑DA CAPO