Ich glaube, dass diese Oper, unserer Musik eine ganz neue Richtung geben und den Komponisten von heute und in der Zukunft neue Wege eröffnen wirdGiuseppe Verdi war davon überzeugt, daß er mit seiner ersten Shakespeare-Vertonung die Operngeschichte revolutionieren würde. In der Tat ist ihm das gelungen. Er selbst ist über manche Errungenschaften dieses Werks nicht mehr hinausgegangen, hat bestimmte Möglichkeiten, die er angesichts der blutrünstigen Handlung dem Musiktheater erschloß selbst nicht mehr in dieser Radikalität genutzt.
Insofern steht Macbeth singulär in Verdis Oeuvrekatalog da.
Szenenbild der Pariser Erstaufführung, 1865
Verdi vervollständigte damit in seiner Pariser Fassung die dramaturgischen Neuerungen, der er schon ursprünglich mit voller Absicht herbeigeführt hatte: Das Szenarium seiner ersten Shakespeare-Oper entwarf er selbst entworfen und bat seinen Librettisten Francesco Maria Piave, es als Vorlage für den Text zu vewenden.
Wenige Worte, wenige, aber bezeichnende Worte!So lautete Verdis klare Anweisung. Immer wieder forderte er von Piave, der sich willig unterordnete, Änderungen. Auch die Uraufführung 1847 in Florenz überwachte der Komponist mit Argusaugen. Jedes Detail der szenische Ausstattung war ihm wichtig. Und unbarmherzig ging er mit den Sängern ins Gericht: Der bis dahin auf italienischen Bühnen sakrosankte Belcanto stand quer zu Verdis musikdramatischen Vorstellungen: Vielzitiert sind seine Worte an die Sängerin der Lady Macbeth, von der er gedeckte, erstickte, zum Teil allen Gesetzen des Schöngesangs widersprechende Klänge forderte. Dramatische Wahrhaftigkeit stand über allem. Daß der Komponist expressis verbis eine häßliche Stimme einforderte, wie immer wieder verallgemeinernd zitiert wird, ist allerdings ein Gerücht. Es ging ihm um die Ausweitung, die in Extreme getriebenen Möglichkeiten vokaler Gestaltungskunst.