Giancarlo Menotti
1911 - 2007
Der Meister der »Well Made Opera« und Festspiel-Gründer in Italien und den USA.
»Ich glaube nicht an den Fortschritt in der Kunst«, gestand Gian Carlo Menotti altersweise in einem Interview im Vorfeld der Wiener Premiere seiner Oper Goya. Die Liste der Komponisten des XX. Jahrhunderts, die Menotti als seine Favoriten bezeichnete, sagt im Übrigen mehr über den Wertewandel der ästhetischen Anschauungen der jüngeren Vergangenheit aus als jede wissenschaftliche Diskussion: »Ich bewundere Poulenc, Schostakowitsch, Prokofieff oder Strawinsky«, allesamt Meister, die jenseits der Avantgarde-Doktrinen, die nach 1945 den ästhetischen Diskurs beherrschten, Werke schufen, die sich mittlerweile als ebenso repertoiretauglich erwiesen haben, wie sie ganz eindeutig auch ihrem Jahrhundert angehören.
Mag sein, auch Menottis Opernschaffen wird sich mit der Zeit in den Spielplänen behaupten, auch wenn die Realität derzeit anders aussieht. Eine Zeit lang, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, galt der am 7. Juli 1911 in der Lombardei geborene Komponist als Hoffnungsträger seiner Generation. Mit damals viel gespielten Stücken wie Das Medium (1946), Der Konsul (1950, in 18 Sprachen übersetzt!) oder Die Heilige der Blecker Street bewies er schlagend, daß ein Komponist in jenen Jahren nicht unbedingt bei Arnold Schönberg anknüpfen mußte, sondern, dass auch im Gefolge eines Puccini noch Neues geschaffen werden konnte - effektvoll theatertaugliche Musik jedenfalls.
Aus den Fesseln befreit
Musik, die vorwegnahm, was heute aktuell scheint: mittels Versöhnung von Unterhaltungsgenre und "ernstem" Opernstil dem Musiktheater neues Leben einzuhauchen. Spätestens in den Siebzigerjahren verfiel ein Komponist damit dem Bannfluch von Kritik und Wissenschaft. Erst um die Jahrtausendwende begann sich die Fessel des unbedingten Fortschrittsglaubens zu lösen.
So blickt man denn auch auf spätere Menotti-Oeuvres, etwa den für Placido Domingo geschaffenen Goya, zuversichtlicher als die Rezensenten der Uraufführung in Menottis amerikanischer Wahlheimat. Er war einer der meistgespielten Opernmeister seines Jahrhunderts. So viel steht fest. Und als Festivalgründer (Spoleto) auch einer der bedeutendsten Musikvermittler.