Ferruccio BUSONI

1866 - 1924

Busoni stammte aus Florenz, war der Sohn eines italienischen Klarinettisten und einer deutschen Pianistin. Er konzertierte mit acht Jahren erstmals öffentlich in Triest und verbrachte etliche Jugendjahre in Graz.


Der Pianist

Konzertreisen festigten bald seinen Ruhm als einer der besten Pianisten seiner Generation. Klavier-Professuren hatte Busoni seit seinem 22. Lebensjahr in Leipzig, Helsinki, Moskau und Boston, in Wien (1907/08) und Bologna inne. 1894 ließ er sich in Berlin nieder. Doch war Berlin sein Lebensmittelpunkt: Nach einer Zeit in Zürich während des Ersten Weltkriegs kehrte er in die deutsche Hauptstadt zurück, wo er ab 1920 als Leiter einer Meisterklasse an der Akademie der Künste fungierte.

Busoni, durch die Wirtschaftskrise verarmt und von Alkohol- und Nikotin-Mißbrauch verheert, starb 56jährig - nach der Schilderung seines Freundes, des Schriftstellers Jakob Wassermann - als frühzeitig gealterter, zerstörter »Greis«.

Komponist und Theoretiker

Als Komponist und Theoretiker trat Busoni in konsequente Oppositionshaltung zur deutschen Spätromantik. Für seinen Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst (1907) wurde er von Hans Pfitzner heftig attackiert.

Konflikt mit Schönberg

Als Interpret engagierte er sich für die Wiederbelebung der Klaviermusik Johann Sebastian Bachs und für zeitgenösssiche Kollegen, etwa für Jean Sibelius oder Gustav Mahler.
Mit Arnold Schönberg geriet er in Konflikt, als er eines der Klavierstücke op. 11 des Wiener »Vaters der Moderne« in einer eigenen »konzertmäßigen Einrichtung« publizierte.

Der Komponist

Busonis Kompositionen sind zunächst von der romantischen Tradition beeinflußt, wenden sich aber bald einer von Bach inspirierten, kontrapunktischen und »versachlichten« Stilistik zu.

Fantasia contrappuntistica

Nach zahlreichen Arrangements Bachscher Werke für Klavier machte sich Busoni an eine »Fortsetzung« von Bachs »Kunst der Fuge«, deren unvollendeten letzten »Contrapunctus« er 1910 in seiner Fantasia contrappuntistica in zahlreichen eigenen Varianten weiterzudenken bzw. gedanklich zu »umkreisen« versuchte.

Sonatinen und Elegien

Vorangegangen waren mit den Sonatinen und Elegien für Klavier zwei Werkzyklen, in denen sich der von harmonischen Freiheiten und oft polytonalen Experimenten gekennzeichnete Personalstil Busonis erstmals unverfälscht präsentiert.

Originelle Anverwandlungen des von Bach ererbten kontrapunktischen Stils finden sich freilich schon in frühen Stücken Busonis, etwa in den frechen Raconti fantastici op. 12, in denen gleich in Nr. 1 ein virtuoses imitatorisches Spiel der Stimmen programmgemäß zu einem »Duello« wird.

Klavierkonzert mit Chor

In origineller, inhaltlich bedingt innovativer Formgebung scheint die Musik Busonis oft den Konzertsaal zur imaginären Bühne zu machen. Sein groß angelegtes → Klavierkonzert op. 39 sprengt alle bekannten formalen Gesetze eines Konzerts. Es beginnt mit einem »Prolog«, dem ein »heiteres« und ein »ernstes Stück« sowie eine »Tarnella all'italiana« folgen, ehe ein »Canticum« mit Schlußchor das fünfteilige Werk beschließt.

Doktor Faustus

Von seinen Bühnenwerken ist die nach dem mittelalterlichen Spiel geformte Oper Doktor Faustus das bedeutendste. Auch hier herrscht Busonis Intellekt absolut, wenn auch die kühnsten Forderungen des theoretischen Entwurfs einer neuen Ästhetik der Tonkunst (1907/1916)- etwa die Einführung eines Sechsteltonsystems - in den eigenen Kompositionen keinen Niederschlag fanden.

Der Lehrer

Zu den prominenten Schülern Busonis zählen die Pianisten Egon Petri, Philipp Jarnach, Eduard Steuermann sowie die Komponisten Kurt Weill, Edgar Varese und der Dirigent Dimtri Mitropoulos, der auch ein brillanter Pianist war.

↑DA CAPO