Busoni: Klavierkonzert
komponiert: 1904
Uraufführung: 10. November 1904, Berlin

Entstehung

Man hat den Klavierkonzert von Brahms (oder gar Reger) oft den Vorwurf gemacht, sie seien Symphonien mit Klavierbegleitung. Für das mehr als 70-minütige Klavierkonzert von Ferruccio Busoni trifft diese Charakterisierung wohl am allermeisten zu - eine Symphonie mit Klavier-Solo, das oft genug mit dem Orchesterklang verschmilzt; im Sinne von Gustav Mahlers Symphonik tritt zuletzt auch noch ein Männerchor hinzu, der Verse aus dem Drama Dramas Aladin von Adam Oehlenschläger singt.

Die Uraufführung des Werks musizierte Busoni selbst im November 1904 in Berlin, begleitet von den Berliner Philharmonikern unter Karl Muck.




Aufbau


I. Prologo e Introito (Allegro, dolce e solenne)
II. Pezzo giocoso
III. Pezzo serioso
IV. Vivace; In un tempo
V. Largamente (mit Männerchor)

Aufnahmen

Das stilistisch heterogene, im geistigen wie im pianistischen Anspruch aber ungemein anspruchsvolle Werk hat etliche Pianisten fasziniert. Vor allem Raritätenjänger, die vor hexenmeisterischen technischen Ansprüchen und einer oft ins Zyklopische gesteigerten Vollgriffigkeit des Klaviersatzes nicht zurückscheuen, etwaw Marc-André Hamelin oder John Ogdon, später auch Kirill Gerstein und vor allem Igor Levit waren von der Partitur fasziniert.

Entsprechend gut ist der CD-Katalog bestückt, obwohl es für dieses Konzert kaum Aufführungsmöglichkeiten gibt.

Eine der besten Einspielungen stammt von Marc André Hamelin, den das Stück nach dem Hören der klassischen Aufnahme von John Ogdon nicht mehr losließ, bis er es unter großem Publikumsjubel in Birmingham live realisieren konnte - und im Zuge der Einstudierungsarbeit auch für CD aufnahm. Hamelin war zuallererst von der Tarantella des vierten Satzes gefesselt, die er mit Skrjabins Vierter Klaviersonate vergleich: Musik, in ununterbrochener Bewegung auf ein strahlendes, offenes Ziel zuwirbelnd. Wobei die Musik im Falle von Busoni die Bewegung aus höllischen Abgründen herauszusprudeln scheint.


DA CAPO