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Luciano BERIO

1925 - 2003

Berio studierte unter anderem bei Giorgio Federico Ghedini am Mailänder Konservatorium und bei Luigi Dallapiccola in Tanglewood. Ein Magnificat für Chor, zwei Klavier, Bläser und Schlagwerk steht 1950 am Beginn seiner internationalen Komponistenkarriere.
Zwar stand einer Pianistenkarriere eine Kriegsverletzung entgegen. Doch schlug sich Berio zunächst als Klavierbegleiter der Gesangsklassen am Mailänder Konservatorium durch. So lernte er seine Frau, die vielseitige Sängerin Cathy Berberian kennen, für die er später etliche Werke schuf, von vertrackten avantgardistischen Experimenten (»Thema« nach Texten von James Joyce mit elektronischen Klängen) bis zu den schmissigen Folk Songs, die beide Künstler populär machen sollten.

Von Anfang an akzeptierte Berio keine rigiden stilistischen Grenzziehungen und beschäftigte sich auch als Theoretiker mit der Kreation neuer Klangmöglichkeiten.
Ab 1953 leitete er das Studio di Fonologia Musicale bei der Radiotelevisione Italiana, wo er Kollegen wie John Cage und Henri Puosseur beschäftigte. Überdis gab er die Zeitschrift »Incontri musicali« heraus.
Ab 1960 unterrichtete er auch am Berkshire Music Center, Tanglewood und verschiedenen amerikanischen Universitäten. An der Juilliard School in New York gründete er das Juilliard Ensemble für Neue Musik.
Jenseits aller Stile und »Richtungen« erregte er mit originellen Ideen stets die Aufmerksamkeit der Medien und konnte sich auf diese Weise in der internationalen Wahrnehmung immer wieder an die Spitze der musikalischen Avantgarde setzen. Er band Elektronik ebenso in seine Musik ein wie Montagetechniken, die bei experimentellen zeitgenössischen Literaten studierte.
Spektakuläre Aktionen sorgten auch in Konzertsälen immer wieder für Aufmerksamkeit, etwa wenn in Sinfonia acht durch Mikrophone verstärkte Singstimmen mittels allerlei Lautbildungen in den Orchesterklang integriert werden. Wie in vielen Kompositionen wendet Berio bereits hier eine Collage-Technik an, die Musik anderer Komponisten integriert; im Falle der Sinfonia Fragmente aus Gustav Mahlers Auferstehungs-Symphonie.
Einen Höhepunkt in Berios Karriere markierte die Uraufführung der Auftrags-Oper Un re in ascolto, die er 1984 mit Italo Calvino frei nach Shakespeares Sturmfür die Salzburger Festspiele erarbeitete. Die → Uraufführung in Starbesetzung mit Theo Adam als Prospero dirigierte Lorin Maazel.

↑DA CAPO