Streichquartett Nr. 15
- Elegie. Adagio, attacca
- Serenade. Adagio , attacca
- Intermezzo. Adagio, attacca
- Nocturne. Adagio, attacca
- Trauermarsch. Adagio molto, attacca
- Epilog. Adagio
Das letzte der Streichquartette ist das Werk eines bereits schwerkranken Mannes. Es ist gleichzeitig das längste Werk der Reihe und zeigt - nachdem erstaunlich gelösten, zwischendrin manchmal geradezu heiteren Quartett Nr. 14 - noch einmal den Tragiker Schostakowitsch. Eine Folge von sechs pausenlos aufeinander folgenden Adagio-Sätzen, alle in der düsteren Tonart es-Moll gehalten und von einem zwölfminütigen Kopfsatz beherrscht, der ausdrücklich als Elegie bezeichnet ist. Für ihn gab SChostakowitsch seinen Interpreten die folgende Spielanweisung auf dem Weg:
Spielen Sie den ersten Satz so, daß die Fliegen aus der Luft tot zu Boden fallen und das Publikum aus purer Langeweile den Saal verläßt.
Die fünf weiteren, pausenlos ineinander übergehenden Sätze sind »Charakterstücke« hochexpressiven Charakters, die eigentlich akustische Demontagen dessen darstellen, was die Satztitel jeweils suggerieren.
Die kurze Serenade ist alles andere als eine abendliche Unterhaltungsmusik: Sie stellt sich als eine Folge von jeweils kräftig anschwellenden und quasi zerplatzenden Einzeltönen und zwei ungelenk skandierten »Rezitativen« von Cello und Bratsche.
Unmittelbar an diese zweiminütige, spukhafte Szene folgt ein Intermezzo, das Erinnerungen an versöhnliche Liebes- oder Wiegenlieder aufkommen läßt, aber immer wieder von akkordischen Einwürfen und zuletzt einer hochfahrenden Geste der Violine unterbrochen wird.
Die Musik scheint in sich zusammenzusinken und läßt plötzlich einen zarten Gesang, dem Nocturne freien Lauf. Doch die Ruhe ist trügerisch.
Der Trauermarsch an vorletzter Stelle ist weniger ein Marsch als eine Serie von Klagegesängen der einzelnen Instrumente. Die Soli werden zusammengehalten durch das immer wieder akkordisch skandierte, scharf rhythmisierte Kopfmotiv der Elegie des ersten Satzes.
Das Finale ist ein Epilog, der den Klagegesang des Kopfsatzes wieder aufgreift und - unterbrochen oder »gestört« von angstvoll schwirrenden Nachtmahren - zu Ende singt.