Streichquartett Nr. 14
Fis-Dur 1973
Schon die drei vorangegangenen Quartette waren Musikern des Beethoven-Quartetts zugedacht, mit dem Schostakowitsch jahrzehntelang eng zusammenarbeitete. Nun gilt das Quartett Nr. 14 dem Cellisten des Ensembles, Sergej Schirinskij - und läßt das gleich in den ersten Takten deutlich weden: Einigen einleitenden Tönen der Bratsche folgt ein tänzerisch beschwingtes Cello-Solo, ein bißchen an jüdischer Volksmusik orientiert, ein bißchen an russischen Kinderliedern. Schostakowitsch gewinnt dem unscheinbaren Theman im Verlauf des Allegrettos die erstaunlichsten Varianten und Verwandlungen ab. In der Regel ist es immer das Cello, das den jeweils neuesten Einfall einführt.
Das Cello dominiert in diesem Werk beinah durchgehend das Geschehen, auch wenn der zentrale Satz, das Adagio, mit einem expressiven Geigensolo anhebt: Im Dialog mit dem Cello wird das Thema entwickelt und gesteigert. Auch im Mittelteil des Adagios dominiert das Cello, dem Schostakowotisch hier eine Art Serenadenmelodie schenkt, die von den drei höheren Instrumenten mandolinenartig begleitet wird.
Der Schlußsatz basiert dann auf einem in Tönen »buchstabierten« Zitat der Koseform von Shirinskijs Vornamen, Sergej:
Wiederum nimmt die Musik tänzerische Formen an, die sich zu mitreißender Bewegung steigern - ehe ein (auch bereits im Achten Streichquartett auftauchendes) Zitat aus der Oper Lady Macbeth von Mzensk - natürlich im Cello! - kurzfristig dem Treiben Einhalt gebietet: Scherjoscha, mein Liebster, versucht die Titelheldin ihren Geliebten Sergej im letzten Akt noch einmal zu sich zu locken. In der Oper ist der Ruf vergeblich - im Quartett verwandelt der Cellist die Melodie daraus in höchster Lage eine sehnsüchtige Finalgeste, die das Werk einem überraschenden, fesselnden, höchst ungewöhnlichen Schluß zuführen.
Schostakowitschs Streichquartette