Streichquartett Nr. 13

b-Moll, op. 138


  • in einem Satz (1970)



  • Das Streichquartett Nr. 13 setzt die Linie der Symphonie Nr. 14 fort, die Schostakowitsch ein Jahr zuvor vollendet hatte. Deren düstere, ausweglose Stimmung, beherrscht auch das kammermusikalische Pendant, nur daß im Quartett kein einziger aufhellender Moment zu verzeichnen ist. Die verzweifelte b-Moll-Stimmung des Beginns dominiert von der ersten bis zur letzten Note des in einem großen, etwa 20-minütigen Adagio-Satz gehaltenen Werks.

    Ungewöhnlich für den Komponisten ist die teils experimentelle Klangsuche in diesem Streichquartett, die an die gleichzeitigen Versuche westlicher Avantgardisten anknüpft: Die Saiten werden mehr als einmal mit dem Holz des Bogens (»col legno«) traktiert. Der Bogen schlägt hie und da auch auf den Instrumenten-Corpus.

    Bezeichnend sind die Erinnerungen des Primgeigers des Borodin-Quartetts an eine der Proben zur Aufführung des 13. Streichquartetts:

    Als wir spielten, hielt er zunächst die Partitur in Händen, legte sie dann aber weg und senkte den Kopf. Während wir spielten, konnten wir aus den Augenwinkeln beobachten, wie sein von der Hand gestützter Kopf immer tiefer sank ... Als das Quartett zu Ende war, legten wir die Instrumente weg und warteten auf Bemerkungen. Es kamen jedoch keine. Schostakowitsch hob den Kopf nicht hoch. Da standen wir auf, packten still unsere Instrumente ein und verließen unbemerkt den Saal. Schostakowitsch saß bewegungslos da.

    Das Werk war in den Pausen zwischen den orthopädischen Behandlungen entstanden, die Schostakowitsch wegen seiner mehr und mehr bewegungslos werdenden rechten Hand über sich ergehen lassen mußte.

    Wie in der 14. Symphonie gibt es auch in diesem Streichquartett zwölftönige Themen. Die Bratsche eröffnet den ersten Satz mit einem solchen.

    → Schostakowitschs Streichquartette


    ↑DA CAPO