Symphonie Nr. 3

Die Dritte ist eng mit dem Vorgängerstück verwandt. Auch sie in einem großen, allerdings um etwa zehn Minuten längeren pausenlosen Satz gearbeitet, läßt im ersten, instrumentalen Teil bei sehr experimentellen Klängen mehrere gesonderte Abschnitte erkennen - und mündet wiederum in ein politisch motiviertes, strukturell einfacher gehaltenes Chorfinale.

Diesmal wird der 1. Mai gefeiert. Der Text Semjon Kirsanows ist nicht minder platt als jener der 2. Symphonie.

Der Tonfall des Symphonie-Beginns ist jedoch weit weniger kühn als jener des Vorgänger-Werks. Schostakowitsch arbeitet mit Motiv-Zellen, die er sogleich »durchführt«, wobei er in dem auf den bukolischen Beginn mit einem sanften Klarinettenduett folgenden Geschwindmarsch nicht selten einen karikaturhaften, persiflierenden Ton anschlägt. Die charakteristischen Episoden folgen aufeinander, ohne daß sich ein innerer Zusammenhalt ausmachen ließe. Die Marsch-Karikatur wird von einem ausgedehnten, grübelnden, in sich gekehrten Streicher-Satz abgelöst, der nahtlos in ein trippelndes Scherzo übergeht, in dem sich spätere vergleichbare Symphoniesäzte Schostakowitschs schon ankündigen wie die epische Erzähltechnik des Komponisten: Auf dem triumphierenden Höhepunkt bricht die rasante Bewegung plötzlich zusammen, Trommelwirbel und Schläge der großen Trommel begleiten ein gewaltiges Unisono-Tableau, das wie das jüngste Gericht hereinzubrechen scheint. Zuletzt bleiben nur noch dissonierende Fanfarentöne und Klänge in den Bässen, die sich mühsam aufzuraffen versuchen.

Ein Beckenschlag veründet die Befreiung: Der Chor beginnt den Lobgesang auf den 1. Mai zu deklamieren, vom Orchester umspielt nach dem Vorbild barocker Choral-Sätze. Den Schluß markieren ein paar kraftvolle Marschtakte.