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Symphonie Nr. 2, Es-Dur

Edward Elgar

I. Allegro vivace e nobilmente

2. Larghetto

3. Rondo. Presto

4. Moderato e maestoso


Die Zweite Symphonie entstand in vergleichsweise zügiger Arbeit während der Fertigstellung der Partitur des Violinkonzerts im Jahr 1910.

Der Musikologe Charles Sandford Terry erinnerte sich, während des Entstehungsprozesses der Symphonie von Elgar Themen und Passagen aus dem Werk auf dem Klavier gehört zu haben:
Lebendig habe ich das freudige Hauptthema des Ersten Satzes und das Thema des langsamen Satzes vor mir, das an einen Trauermarsch gemahnt. ... Ich weiß auch noch, daß Elgar Anfang Oktober darüber nachdachte, das Motiv am Beginn des Rondos und den langsamen Satz aufeinander zu beziehen, sie sollten nach seiner Beschreibung den Gegensatz zwischen dem Inneren des Markusdoms von Venedig und der sonnenüberfluteten Piazza davor darstellen.

Tatsächlich beruht die Musik auf außermusikalischen Assoziationen, vor allem ist sie inspiriert von Percy B. Shelleys Gedicht Invocation (»Spirit of Delight«), wie Elgar in einem Brief an einen Freund mitteilt, um gleich auch Vorstellungen einer direkten Übertragung von Shelleys Poesie in Klänge zu zerstreuen:

Um sich der Stimmung der Symphonie anzunähern, sollte man das gesamte Gedicht Shelleys lesen. Doch die Musik illustriert das gesamte Gedicht ebenso wenig, wie das Gedicht die Musik in ihrer Gesamtheit erhellt.

Die grenzsprengende Energie, die den ersten Satz prägt, war auch für den Komponisten eine ungeheure Erfahrung. Unmtitelbar nach Fertigstellung der Partitur schreibt er:

Ich habe wie im Fieber gearbeitet -- das Ding ist voll ungeheurer Energie

Wobei die positive Energie des »Spirit of Delight« immer wieder von finsteren Mächten bedroht wird. Über den Höhepunkt des dritten Satzes, Rondo, meinte Elgar während der Probe zur Uraufführung zu den Musikern:

Bei dieser Stelle müssen Sie sich bitte vorstellen, daß meine Musik einen Menschen im Fieberwahn beschreibt. Die meisten von Ihnen werden dieses furchtbare Pulsieren im Kopf kennen, das es einem beinah unmöglich macht, einen klaren Gedanken zu fassen. Das Hämmern muss nach und nach alles andere übertönen. Meine Herren am Schlagzeug: Sie müssen alles geben! Ich will, dass sie nach und nach den Rest des Orchesters unter sich begraben.

Das gesamte Werk mit einer gewaltigen, trauermarsch-artigen Elegie im Zentrum war im Frühjahr 1911 fertiggestellt und trug die Widmung an den 1910 verstorbenen König Edward VII., mit dem sich Elgar zeitlebens gut verstanden hatte.

Es scheint, daß auch das Londoner Publikum Elgar in der »guten alten Zeit« verortete und nicht mehr so willig in Elgar-Uraufführungen strömte wie ehedem. Jedenfalls war die Queen's Hall anläßlich der Premiere nicht voll besetzt, was den Komponisten, der stets von Selbstzweifeln gequält war, in Depression versetzte. Sein aggressiver Tonfall während der Probenarbeit versetzte die Musiker des London Symphony Orchestra in Erstaunen - entsprechende Zitate sind in jedem CD-Booklet nachzulesen. Doch dürfte die Reaktion des Publikums durchaus freundlich ausgefallen sein. "Daily Mail" beschreibt das Werk mit den Worten »eine Orgie von Farbe und Freude« und der »Telegraph« berichtet, der Applaus sei »ausgesprochen enthusiastisch« ausgefallen.

↑DA CAPO

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