Christoph Willibald GLUCK
CD-Tipps
Glucks Orpheus hat nicht erst die Originalklang-Generation der Interpreten gereizt. Das revolutionäre Potential dieses Werks, das für seine Zeitgenossen so offenkundig war, reizte auch weiterhin zu aufregenden Deutungen der Partitur.
Herbert von Karajan
hat bei den Salzburger Festspielen gleich zweimal den heiklen Versuch gewagt, das Werk einem "modernen" Publikum zu präsentieren. Sein kraftvoller Zugriff, der Glucks oft unterspielte orchestrale Dramatik mit den Philharmonikern voll auskostet, wurde 1959 von ausdrucksvollen Stimmen veredelt: Giulietta Simionato gab den Titelhelden, Sena Jurinac die Eurydike und Graziella Sciutti den Amor als silberhell jubilierenden Deus ex machina.
Wer einen Hörvergleich wagen will, kann sich anhand der großen Szene der Alceste, "Divinités du Styx", von den Wandlungen des Interpretationsstils und den Versuchen überzeugen, Glucks experimentelles Potential für unsere Zeiten erlebbar zu machen.