Die Klavierkonzerte

Konzert Es-Dur KV 271

»Jeunehomme«

Allegro
Andantino
Rondo. Presto

Berühmt als Jeunehomme-Konzert, sollte das Werk eigentlich Jenamy heißen. So lautete nämlich der Name der Tochter des berühmten Ballettmeisters Noverre, Victoire Jenamy, für die das Werk gedacht war und die – wie zeitgenössische Rezensenten kommentieren – »mit vieler Kunst und Leichtigkeit« Klavier spielte. Mozart hat sie wenig später noch einmal in Paris getroffen.

Die Geschichtsschreibung hat den Namen verballhornt. «Mad.me jenome» heißt es in Mozarts Briefwechsel. Von Schallpattenhüllen und CD-Covers wird das lieb gewordene Jeunehomme wohl so rasch nicht zu verbannen sein . . .

Dieses Es-Dur-Konzert gehört mit dem C-Dur-Werk KV 246 und dem Konzert für zwei Klaviere (KV 365) zu den letzten Werken der Salzburger Zeit Mozarts - und stellt stilistisch einen Abschluß - aber auch einen Anfang dar. Mozart nimmt hier Abschied von der typischen Ausprägung der Konzert-Form, wie er sie in Salzburg gepflegt hatte und die er in Wien bald transzendieren, jedenfalls: vollkommen erneuern sollte.

Jedenfalls aber ist das Es-Dur-Konzert ein Gipfelwerk im Schaffen des jugendlichen Genie. Mozart war 21 Jahre alt, als er die Partitur vollendete, die insofern auch einen Anfang markiert, als hier erstmals Mozarts das Klavierkonzert zu ganz individuellem Ausdruck nützt: Schon der Beginn ließ seine Zeitgenossen wohl aufhorchen: Anders als gewohnt, setzt das Klaviersolo nicht erst nach der Vorstellung des Hauptthemas durch das Orchester ein, sondern springt sofort nach dem ersten Orchesterschlag auf die Szene. (Erst Beethoven wird Vergleichbares wieder wagen!)

Von den Ausmaßen her ist das Jeunehomme-Konzert größer dimensioniert als alle früheren Mozart-Konzerte. So setzt der Komponist dem ausladend-virtuosen Kopfsatz ein entsprechend gewichtiges Finale entgegen, das Rondo- und Menuett-Form miteinander vermischt. (Der tänzerische Zwischenteil könnte eine Hommage an den Vater der Auftraggeberin sein.)

Als Mittelsatzfinden wir ein sehr ausdrucksstarkes, wie eine melodramatische Opernszene gestaltetes Andantino in c-Moll, voll von heftigen Gefühlsausbrüchen, die mit melancholischen Monologen kontrastieren. Hier finden sich erstmals die später immer weiter ausgebauten klanglichen Dialoge des Pianisten mit den Holzbläsern des Orchesters.



»Konzert in Es-Dur«
Friedrich Gulda, Karl Böhm
Wiener Philharmoniker
Salzburger Festspiele
Orfeo