Symphonie Nr. 63 C-Dur
La Roxolane
1779/80
Uraufführungsort: Theater Esterháza
Allegro Allegretto (o piu tosto Allegro) Menuetto e Trio Finale. Presto
Theatermusik im Konzertsaal
Wie schon bei der populären → Symphonie Nr. 60 (Il distratto) stand auch bei diesem Werk der Impresario Carl Wahr Pate. Er bespielte mit seiner Wandertruppe während der Saison des öfteren das Schloßtheater in Esterháza und im Sommer das Theater in Preßburg. In der Saison 1778/79 gab er ein deutschsprachige Arrangement von Favarts Les trois Sultanes unter dem Titel Solimann II oder: Die drei Sultaninnen. Joseph Haydn schuf dazu die Schauspielmusik. Anders als beim Distratto, fünf Jahre zuvor war er diesmal in Eile. Also verwendete er die Ouvertüre zu seiner Oper Il mondo della luna und Sätze aus einer in ihrer Gesamtheit verlorenen Symphonie in C-Dur. Neu komponiert wurde lediglich der Variationssatz, der in der Symphonie an zweiter Stelle steht und dem das Werk seinen Namen verdankt: Roxolane ist die Heldin von Wahrs Komödie - und sie wird hier in originellen Doppelvariationen portraitiert: Das Thema ist tatsächlich »verdoppelt«, es erklingt zunächst in c-Moll, dann in einer Variante in C-Dur. Diese beiden Themen werden nun abwechselnd variiert und von einer rauschenden C-Dur-Coda gekrönt, die enormen Effekt macht.Die Partitur der Schauspielmusik wurde - wie viele Haydn-Manuskripte, Stimmensätze und wertvolle Instrumente der fürstlichen Kapelle - beim verheerenden Brand in Esterháza, 1779, vernichtet.
Doch die Symphonie, die (wie im Falle des Distratto) aus der Schauspielmusik gewonnen worden war, konnte der Komponist rekonstruieren. Die Ouvertüre die als erster Satz dient, hat er für diesen Zweck uminstrumentiert, das Finale, das zu sehr an seine »Sturm- und Drang-Periode« erinnerte, neu komponiert.
In dieser Form wurde La Roxolane zu einem europaweiten Erfolg. Von der Symphonie kursierten bald viele Kopien, in Paris, London, Amsterdam und Berlin erschienen Drucke von Partitur und Klavierauszug.