Symphonie Nr. 53 D-Dur
»L'Imperiale«
1773
- Largo maestoso - Vivace
- Andante
- Menuetto e trio
- Finale.
- 1. Fassung. Presto
- 2. Fassung: Capriccio. Moderato
Im Gegensatz zu den meisten Haydn-Symphonien der späten Siebzigerjahre erfreute sich diese bereits zu Lebzeiten des Komponisten höchster Beliebtheit und kursierte in vielen Kopien in ganz Europa. Es war eines jener Werke, die in London im Rahmen von Bach-Sohn Johann Christian im Verein mit Carl F. Abel veranstalteten Konzerte den Ruhm Haydns mehrte und dessen späteren Aufenthalt in England vorbereitete.
Haydn hat die Symphonie offenbar auch persönlich sehr geschätzt, denn er nahm sie immer wieder in seine eigenen Programme auf und schuf zu diesem Zweck mehrere Versionen - die langsame Einleitung entstand erst nach der Uraufführung. Unter anderem gibt es auch eine Fassung mit einem völlig neu komponierten Schlußsatz, der ebenfalls überliefert ist, sodaß Interpreten heute die Wahl haben . . .
Die erste Final-Variante war eine Opern-Ouvertüre, die Haydn später noch als ersten Satz in seiner → Symphonie Nr. 62 verwendete.
Welches Finale?
Sicher ist, daß, wie H. C. Robbins Landon anmerkt, zu Haydns Zeiten sich die Fassung mit dem Ouvertüren-Finale weltweit verbreitet, während das Capriccio erst 1951 im Druck erschien. Es ist ein Rondo, enhält einige elaborierte Effekte für die Holzbläser und einen aparten längeren Moll-Abschnitt, der dafür sorgt, daß dieses vermutlich später entstandene Finale der Symphonie zu größerer Stimmungsvielfalt verhilft als die effektvolle, aber weniger differenzierte ursprüngliche Version.
Haydns populärstes Werk
Einig sind sich die Kommentatoren darüber, daß Haydn in diesem Werk in einem vergleichsweise gefälligen Tonfall spricht, den er bei höchster Kunstfertigkeit durchgehend beibehält. Im Kopfsatz setzt er auf eingängige Dreiklangs-Motivik, das Andante ist ein zwischen Dur und Moll wechselnder Variationssatz über ein Lied-Thema, das vermutlich aus Haydns eigener Feder stammt, aber so volksliedhaft gebaut ist, daß lange über eine mögliche popuäre Vorlage spekuliert wurde. Antony van Hoboken meinte etwa, es könnte sich um ein französisches Lied namens »L'Imperiale« handeln und der Symphonie-Name daher rühren.Der Beiname ist jedenfalls apokryph ist, er taucht erst Anfang des XVIII. Jahrhunderts das erste Mal in einem Pariser Druck auf; das könnte für Hobokens Theses sprechen. Außerdem lehnen die Haydn-Forscher unisono einen Zusammenhang mit dem Wiener Kaiserhof ab.
Aus der melodischen Simplizität der Motive ergab sich höchstwahrscheinlich jedenfalls die hohe Beliebtheit der Symphonie. Das Lied-Thema des Andante-Satzes war so populär, daß Graf Harrach, als er dem Komponisten 1793 ein Denkmal in seinem Geburtsort setzen ließ, diese Melodie in den Sockel gravieren ließ!
In den Londoner Bach-Abel-Konzerten war die Symphonie der Schlager der Saison 1781 und mußte auf Verlangen des Publikums immer wieder aufs Programm gesetzt werden. So heißt es denn auch im Erstdruck.
The favourite Overture in all the parts as performed with universal applause at Messrs Bach ans Abel's concerts, composed by Giuseppe Haydn of Vienna.. . .