Die Courante
»Die Corrente« - Stich (18. Jh.)
Charakterwandel eines Tanzes
Wobei die musikalische Überlieferung nahezulegen scheint, daß sich die Courante von einer eher gemäßigten Bewegung in schnellere Tempi entwickelt hat. Aber die rascheren italienischen Currenten des Barock könnten schon wieder eine Rückentwicklung darstellen, in deren Zug sich auch das Metrum zu einem verhältnismäßig schlichten Dreivierteltakt klärte sodaß der Tanz, wie Thomas Mace 1676 notierte, als »spritzig, kraftvoll, lebhaft und fröhlich« galt. Dies nicht zuletzt im Gegensatz zur Galliarde, die musikalisch und vom choreographischen Ablauf her mit der Zeit ruhiger, nobler geworden war.In Frankreich nahm die wildere Courante dann eine ähnliche Entwicklung. Auch bei ihr wuchs mit dem Raffinement der Kompositionstechnik die rhythmische Vertracktheit der metrischen Struktur. Die Courante stand dann, weniger »spritzig« als edel und ernst, im Dreihalbe-Takt und verlagerte innerhalb der Takte immer wieder die Schwerpunkte: Einmal schien der Takt dreizeitig (2+2+2), dann wieder zweizeitig (3+3).
In der barocken Suite durfte die Courante bald nicht fehlen. Sie wurde neben Allemande, Sarabande und Gigue zum Fixbestandteil der instrumentalen Suite, ein Schema, das bei Bach, der dieses Grundgerüst an Tänzen fast ausnahmslos beibehielt, seinen Gipfelpunkt erreichte.
Vor Bach hatten Komponisten wie Corelli und Vivaldi die Courante - auch als lebhaftere Corrente gepflegt; auch Bach kennt beide Formen und macht in seinen Manuskripten zwischen der italienischen und der französischen Form einen Unterschied. In Frankreich feiert der Tanz in den Suiten von → Couperin, d'Anglebert oder → Rameau fröhliche Urständ, in Deutschland bei Froberger oder Muffat - ehe Bach mit seinen Suiten, Ouvertüren und Partiten einen glänzende Schlußpunkt hinter eine lange Tradition setzt.