Webern: Streichtrio op. 20
Im Streichtrio versucht Webern erstmals seinen durch die Adaption der Zwölftonmethode Schönbergs gewonnenen Stil mit klassischen Instrumentalformen zu harmonisieren. Zum ersten und letzten Mal bis dahin hatte er ein vorgegebenes Form-Muster in seiner - noch in d-Moll tonal zentrierten - Passacaglia (op. 1) für seine Zwecke adaptiert.Das Trio beginnt denn auch gleich mit einer kühnen Kombination der drei wichtigsten klassischen Form-Prinzipien. Das Schema des Sonatensatzes verquickt - wie es Meister wie Haydn in ihren Finalsätzen gern hielten - mit der Rondoform und überdies noch mit der Variationsform. Außerdem stellt Webern dem Satz noch eine Einleitung voran - sodaß auch die »französische Ouvertüre« - wie etwa in Beethovens Pathétique-Sonate als Vorbild genannt werden kann.
Die Tonrepetitionen der Introduktion finden sich im zweiten Thema des Sonatensatzes wieder.
Der zweite Satz, wiederum mit einer - sehr kurzen - Introduktion, ist dann wirklich in Sonatenform gehalten. Das »Hauptthema« erscheint in der Geige, getragen von einer »Begleitung« durch Bratsche und Cello. Das zweite Thema ist vor allem durch punktierte Rhythmen deutlich vom Hauptsatz unterschieden. Die Durchführung vermengt die Elemente, die in der Reprise wieder voneinander getrennt werden - wobei das Haupttheme nun durch alle drei Instrumente wandert, während Thema II im Rückwärtsgang präsentiert wird - diese Bewegung wird beibehalten, indem die Coda des Satzes eine Variante der Introduktion darstellt.