Webern: Quartett op. 22
Dieses Werk ist eines der gar nicht so seltenen Beispiele im Katalog der sogenannten Wiener Schule, die im Entwufstadtium mehr Sätze aufwiesen als in der gedruckten Version. Weberns Quartett, komponiert zur Feier des 60. Geburtstages des Architekten Adolf Loos, sollte drei Sätze haben, doch beließt es Webern zuletzt - wie im Fall des Streichtrios (op. 20) bei der Zweisätzigkeit.Strukturbildend ist der Gegensatz zwischen dem aus Violine, Klarinette und Tenorsaxophon gebildeten »Terzett« und dem strengen zweistimmigen Satz - dem »Duo« der Klavierstimme. Der ununterbrochene Durchführungs-Charakter der Musik ist im ersten Satz für den Hörer gut nachvollziehbar, den die prägnant rhythmisierte, »hüpfende« Zweitonfigur, der jeweils nach einer Pause ein dritter Ton folgt, unterscheidet sich prägnant von dem durch Tonwiederholungen bestimmten zweiten Motiv. Das lebhafte Motiv steigert sich gegen die Mitte des Satzes zu einem heftigen Fortissimo, ehe der Satz sich in rücklaufender Bewegung in die Anfangsstimmung zurückbewegt.
Der zweite Satz ist ein von heftig zerrissenen Gesten umrahmtes Rondo, verquickt mit der Variationsform, wobei Webern hier die Übergänge der einzelnen Teile verschleiert. Die Variationen fließen ineinander, so entsteht trotz der strengen kanonischen Bewegungen der Einddruck einer und ergeben einer quasi freien, improvisatorischen Form.