»Endlich kann ich einen Schnupfen kriegen«
Christa Ludwigs letzter Bühnenauftritt
16. Dezember 1994
Vom erloschenen Stern
sprach salbungsvoll Direktor Ioan Holender. Die so apostrophierte Christa Ludwig formulierte es salopper: »Jetzt kann ich endlich in Ruhe einen Schnupfen kriegen.«
Wenn sich auch der umjubelte Liebling des Wiener Opernpublikums den tatsächlich »letzten Schrei« (die Ludwig über ihr Staatsopernfinale) der Klytämnestra von einer Assistentin hinter der Szene "abnehmen" ließ, das satanische Gelächter der von falscher Botschaft irregeführten Rabenmutter in Richard Strauss' schwärzester Tragödie »Elektra« waren ihre wirklich letzten Töne auf jener Bühne, die in 25 Premieren und insgesamt 766 Aufführungen eine Stätte der Triumphe für sie war.
Das einzige, was ihr leid täte, kommentierte die Ludwig nach stattgehabten Ehrungen (das Goldene Ehrenzeichen aus den Händen von Bundestheater-Generalsekretär Springer, ein Erinnerungsband, das Azucena-Kostüm, das die Sängerin anläßlich des Karajan-Comebacks 1977 getragen hatte...), das einzige also, was ihr fehlen werde, sei die Möglichkeit, Hugo-Wolf-Lieder zu singen und ihre Stimme mit dem »herrlichen Klang des besten Opernorchesters der Welt verschmelzen« lassen zu können.
Die Staatsoper umgab die Ludwig zum Abschied nicht nur mit diesem (Heinrich Hollreiser dirigierte besonders langsam, aber mit dem Wissen um großbogige Steigerungen), sondern auch mit einer Besetzung aus souveränen Kollegen wie Hildegard Behrens - sie ist trotz manchen Durchhalteproblemen, die vom offenen, schallvernichtenden Bühnenbild der Kupfer-Inszenierung noch verstärkt werden, eine packende, sich glaubhaft verzehrende Elektra -, Franz Grundheber, Heinz Zednik, sowie einer soliden Chrysothemis namens Sue Patchell.
Die zentrale Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter wurde denn auch zum erhofften Ereignis. Daß mancher Ludwig-Verehrer versuchte, ihre ersten Töne mit einem Auftrittsapplaus zu unterbrechen, zeugt hingegen von Insensibilität für Fragen musiktheatralischer Manieren: Das Gespür, wo Beifall angebracht ist, wo nicht, fehlt offenbar ebenso wie die dazugehörige Geschicklichkeit. Jeder italienische Claqeur könnte den Herrschaften auch bei Richard Strauss einen geeigneten Zeitpunkt für die wirkungsvollste Sympathiebezeugung dieser Art weisen, sei sie nun schicklich oder nicht.
Der Beifall zum Abschluß war jedenfalls wohl instrumentiert. Und die Ludwig freute sich auf den heutigen Tag, den ersten in jener »Freiheit«, die ihr von Herzen vergönnt sei.
Das einzige, was ihr leid täte, kommentierte die Ludwig nach stattgehabten Ehrungen (das Goldene Ehrenzeichen aus den Händen von Bundestheater-Generalsekretär Springer, ein Erinnerungsband, das Azucena-Kostüm, das die Sängerin anläßlich des Karajan-Comebacks 1977 getragen hatte...), das einzige also, was ihr fehlen werde, sei die Möglichkeit, Hugo-Wolf-Lieder zu singen und ihre Stimme mit dem »herrlichen Klang des besten Opernorchesters der Welt verschmelzen« lassen zu können.
Die Staatsoper umgab die Ludwig zum Abschied nicht nur mit diesem (Heinrich Hollreiser dirigierte besonders langsam, aber mit dem Wissen um großbogige Steigerungen), sondern auch mit einer Besetzung aus souveränen Kollegen wie Hildegard Behrens - sie ist trotz manchen Durchhalteproblemen, die vom offenen, schallvernichtenden Bühnenbild der Kupfer-Inszenierung noch verstärkt werden, eine packende, sich glaubhaft verzehrende Elektra -, Franz Grundheber, Heinz Zednik, sowie einer soliden Chrysothemis namens Sue Patchell.
Die zentrale Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter wurde denn auch zum erhofften Ereignis. Daß mancher Ludwig-Verehrer versuchte, ihre ersten Töne mit einem Auftrittsapplaus zu unterbrechen, zeugt hingegen von Insensibilität für Fragen musiktheatralischer Manieren: Das Gespür, wo Beifall angebracht ist, wo nicht, fehlt offenbar ebenso wie die dazugehörige Geschicklichkeit. Jeder italienische Claqeur könnte den Herrschaften auch bei Richard Strauss einen geeigneten Zeitpunkt für die wirkungsvollste Sympathiebezeugung dieser Art weisen, sei sie nun schicklich oder nicht.
Der Beifall zum Abschluß war jedenfalls wohl instrumentiert. Und die Ludwig freute sich auf den heutigen Tag, den ersten in jener »Freiheit«, die ihr von Herzen vergönnt sei.