Morgen wird diese Sonne
nicht mehr scheinen
Christa Ludwigs allerletzter Wiener Liederabend
26. April 1994
Christa Ludwigs letzter Abend im Goldenen Musikvereinssaal ist vorbei. »Und morgen wird die Sonne wieder scheinen«, sang sie zuletzt -- nicht ganz zutreffend.
Die Gestaltungskunst der Ludwig, unvergleichlich, muß uns in Hinkunft die Videotechnik zurückrufen. Kameras waren anwesend, als der Publikumsliebling zum letztenmal das »Heidenröslein« und Beethovens »Klärchenlieder« sang.
Und ein wackeres Beleuchterteam, das unermüdlich von Lied zu Lied zwischen Blaustich und Gelbstich zu wechseln verstand.
Schummerlicht oder nicht, wer schon dabei war, als die Ludwig zuletzt die »Winterreise« erleben ließ, konnte Vergleiche ziehen und staunen, wie anders diese Künstlerin, wieder subtil und ohne falschen Effekt begleitet von Charles Spencer, den »Lindenbaum« singt, wenn er nicht im trostlosen Ambiente des Todeszyklus steht.
Selbst die pessimistischste Phrase verträgt dann noch ein Lächeln. Überhaupt war die Ludwig diesmal jenseits aller Abschiedsschmerzen ganz sie selbst, verschmitzt zuweilen, sicher niemals von Larmoyanz geplagt. Insofern stimmt's doch wieder: Die Sonne scheint natürlich auch morgen.
Künstlerisch leuchtete sie bei diesem Abschiedskonzert besonders kräftig, wenn die Ludwig besonders stille Töne anschlug. Natürlich genießt man's wieder, wenn die Sängerin Mahlersche »Wunderhorn«-Zickigkeiten mit viel Charme auf ein erträgliches Maß zurückstutzt, wenn sie immer dort, wo der Text das zuläßt, theatralische Gesten in ihren Gesang einfließen läßt - ganz ohne Übertreibung, aber mit dem sichersten Gespür für vokale und sprachliche Pointen.
Aber das wahre Ereignis ist und bleibt doch, mit welch subtiler Nuancierungskunst man »Röslein rot« jedesmal anders singen kann und so dem Schlichtesten sichert, was, wiewohl selten geübt, nur ihm ganz eigen sein kann: echte Größe.
Da war halt Schubert doch ein wenig über allen andern, dicht gefolgt vom unterschätzten Hugo Wolf.
Und eben da ist die Ludwig ganz in ihrem Element.
Kein Kommentar mehr zum Abschied. Für Sentimentalitäten hat Christa Ludwig nichts übrig.
Sie nahm auch diesmal den Dank des Publikums mit Grandezza entgegen.
Es war ja schließlich nicht das erste denkwürdige Konzert, das sie im Goldenen Saal gegeben hat . .
Und ein wackeres Beleuchterteam, das unermüdlich von Lied zu Lied zwischen Blaustich und Gelbstich zu wechseln verstand.
Schummerlicht oder nicht, wer schon dabei war, als die Ludwig zuletzt die »Winterreise« erleben ließ, konnte Vergleiche ziehen und staunen, wie anders diese Künstlerin, wieder subtil und ohne falschen Effekt begleitet von Charles Spencer, den »Lindenbaum« singt, wenn er nicht im trostlosen Ambiente des Todeszyklus steht.
Selbst die pessimistischste Phrase verträgt dann noch ein Lächeln. Überhaupt war die Ludwig diesmal jenseits aller Abschiedsschmerzen ganz sie selbst, verschmitzt zuweilen, sicher niemals von Larmoyanz geplagt. Insofern stimmt's doch wieder: Die Sonne scheint natürlich auch morgen.
Künstlerisch leuchtete sie bei diesem Abschiedskonzert besonders kräftig, wenn die Ludwig besonders stille Töne anschlug. Natürlich genießt man's wieder, wenn die Sängerin Mahlersche »Wunderhorn«-Zickigkeiten mit viel Charme auf ein erträgliches Maß zurückstutzt, wenn sie immer dort, wo der Text das zuläßt, theatralische Gesten in ihren Gesang einfließen läßt - ganz ohne Übertreibung, aber mit dem sichersten Gespür für vokale und sprachliche Pointen.
Aber das wahre Ereignis ist und bleibt doch, mit welch subtiler Nuancierungskunst man »Röslein rot« jedesmal anders singen kann und so dem Schlichtesten sichert, was, wiewohl selten geübt, nur ihm ganz eigen sein kann: echte Größe.
Da war halt Schubert doch ein wenig über allen andern, dicht gefolgt vom unterschätzten Hugo Wolf.
Und eben da ist die Ludwig ganz in ihrem Element.
Kein Kommentar mehr zum Abschied. Für Sentimentalitäten hat Christa Ludwig nichts übrig.
Sie nahm auch diesmal den Dank des Publikums mit Grandezza entgegen.
Es war ja schließlich nicht das erste denkwürdige Konzert, das sie im Goldenen Saal gegeben hat . .