Paul-Armin und Peter Edelmann
Paul Armin und Peter Edelmann sind die Söhne des legendären Wiener Baßbaritons → Otto Edelmann. Beide traten in die Fußstapfen ihres Vaters, machten aber als Baritone Karriere.
Gespräch P. A. Edelmann (1998)
Ich bin ein ungestümer Typ"
Paul Armin Edelmann hat einen in der Opernbranche klangvollen Namen: Sein Vater ist der legendäre Darsteller des Baron Ochs - und auch sein Bruder Peter ist Bariton. Gespräch mit einem Wien-Debütanten."Der Papa ist alles andere als streng. Und vor allem: Er ist von unglaublicher Geduld!", wehrt der Bariton Paul Armin Edelmann alle Verdachtsmomente ab: Man weiß aus der Geschichte, daß es oft schwer ist, als Sohn eines großen Vaters in derselben Branche Karriere zu machen. Sohn sein ist schwer. Aber nicht im Falle der Familie Edelmann. Otto Edelmann, legendärer Ochs auf Lerchenau und Hans Sachs, treuer Verbündeter und Lieblingssänger Herbert von Karajans über Jahrzehnte hin, ist seinen beiden singenden Söhnen ein behutsamer Lehrer und Betreuer.
"Das ist", kommentiert Paul Armin Edelmann, "besonders wichtig, weil ich ein eher ungestümer Typ bin und gleich immer alles erreichen will. Mein Vater hat mir aber bald klar gemacht, daß auch ich nicht über Nacht ein Domingo werde. Jetzt geht es halt langsam, aber stetig."
In seiner Heimatstadt Wien, wo er seit kurzem wieder lebt, absolviert Paul Armin Edelmann heute, Freitag, eine wichtige Premiere: Aus Schwetzingen übersiedelt anläßlich der Festwochen eine neue Oper ins Odeon, Salvatore Sciarrinos "Die tödliche Blume", das Werk eines italienischen Avantgardisten, der nach Ansicht Edelmanns "eine ganz eigene, unverwechselbare Sprache spricht".
Flageoletts, Vogelstimmen
Eine Sprache, die es den Sängern einer Oper nicht leicht macht. Edelmann: "Da ist ein groß besetztes Orchester und das produziert eigentlich nur Geräusche, viele Flageoletts in den Streichern, Vogelstimmen in den Bläsern. Man kann sich jedenfalls nie am Orchester orientieren. Jeder Sänger muß allein seine Tonhöhen finden."
Und der Komponist ist sehr streng und nimmt es ganz genau. "Jetzt, wo ich's gelernt hab", sagt Edelmann, "bin ich froh, daß ich mich darauf eingelassen habe." Von den Anforderungen der Moderne wird ihn jetzt nicht mehr leicht etwas erschrecken. Vor allem, wenn es wie bei Sciarrino, so meint Edelmann, immer einem erkennbaren dramaturgischen Ziel dient, also dem Hörer eine packende Botschaft vermittelt. "Das ist zwar völlig atypisch, wenn man eine normale Oper erwartet", meint der Sänger, aber in der "minimalistischen Inszenierung und mit den Projektionen der sehr guten deutschen Übersetzung" sehens- und hörenswert.
Zu studieren war die neue Partitur bedeutend schwerer als Partien von Richard Strauss wie der Harlekin, den Edelmann bereits im Repertoire hat: "Die Strauss-Ensembles sind ja auch nicht gerade einfach." Im Moment reist er allerdings mit einer etwas schlichter gesetzten Rolle um die Welt: der Papageno in Mozarts "Zauberflöte" ist so etwas wie eine Schicksalspartie. Auf sein Staatsoperndebüt im vergangenen März folgten sofort Einladungen für die kommende Spielzeit. "Und Wien, die Staatsoper, das ist natürlich der Traum für einen Sänger". Nach fünf Jahren Engagement in Koblenz hat Paul Armin Edelmann seinen Wohnsitz jetzt wieder nach Wien verlegt und bereist von hier aus die Welt. Der ORF hat das Talent des Baritons bereits entdeckt und produziert mit ihm ein Operetten-Medley, das in der Pause des kommenden Neujahrskonzertes weltweit ausgestrahlt wird. Kein geringer Werbeeffekt für einen jungen Künstler, der von seinem Vater allerdings noch etwas gelernt hat: "Karriere ist nicht alles. Mein Vater ist ein Familienmensch. Das hat er uns vorgelebt. Wer über dem Singen alles andere vergißt, der ist bald einsam!"