Otto Edelmann
1917 - 2003
Wiener Opernlegende - Karajans Hans Sachs und Ochs auf Lerchenau.
Seine Opern-Partien konnte Otto Edelmann mit den führenden Dirigenten seiner Zeit einstudieren: Den Ochs auf Lerchenau und den Hans Sachs erarbeitete er sich akribisch mit Herbert von Karajan. Und Clemens Krauss stand am Pult, als der gebürtige Wiener in seiner Heimatstadt 1950 als Falstaff debütierte. Seine ersten Sporen hatte sich Otto Edelmann, der unter anderem beim Heldentenor Gunar Graarud studiert hatte, bereits 1937 verdient, als er sein erstes Engagement in Gera antrat. Doch die übliche Aufbauarbeit eines Opernsängers in der viel zitierten Provinz verhinderte der Krieg. Erst 1947, heimgekehrt aus der russischen Gefangenschaft, konnte Edelmann wieder seinen Beruf ausüben: Das Vorsingen für das Staatsopern-Ensemble hatte er mühelos absolviert. 1947 trat er erstmals auf die Bühne der Volksoper, die damals neben dem Theater an der Wien als Ausweichquartier für die Staatsoper diente, weil das Haus am Ring 1945 durch einen Bombenangriff schwer beschädigt worden war. Auf den Eremiten in Webers Freischütz folgten bald größere Partien. Komische, wie Cornelius' Barbier von Bagdad und die großen Baß-Rollen von Verdis König Philipp bis zum Mephisto in Gounods Faust, der damals auf dem Abendplakat noch Margarethe hieß und wie das gesamte Repertoire natürlich deutsch gesungen wurde.
Edelmanns internationale Karriere begann mit dem Debüt als Hans Sachs in der ersten Nachkriegspoduktion von Wagners Meistersingern unter Karajan, der Edelmann dann als Staatsoperndirektor in Wien auch als Wotan in seiner Ring-Produktion einsetzte und - legendär - als Ochs auf Lerchenau in der Verfilmung seiner Salzburger Festspielproduktion zur Eröffnung des Großen Festspielhauses, 1960. Mit Opernverfilmungen hatte Edelmann damals schon Übung: 1955 kam die Aufzeichnung des von Wilhelm Furtwängler bei den Salzburger Festspielen dirigieren Don Givoanni in die Kinos, in der Edelmann den Leporello verkörpert hatte. Vor der TV-Kamera agierte er noch bis in seine letzten Lebensjahre hie und da als Darsteller in Krimiserien.
In der New Yorker Metropolitan Opera war Edelmann in der Hochblüte seiner Karriere eineinhalb Jahrzehnte Ensemblemitglied und stand insgesamt 148 Mal auf der Bühne. Den Ochs hat er allein in seinem Stammhaus in Wien 68 verkörpert, ehe er sich Anfang der Siebzigerjahre langsam zurückzog. 1976 sang er als letzte seiner 430 Vorstellungen an der Staatsoper noch einmal den Grafen Waldner in Strauss' Arabella, um sich danach vor allem dem Unterrichten zu widmen: Freundlich und ohne jede Starallüren sorgte er sich bis 1982 an der Wiener Musik-Akademie (und späteren Hochschule), danach in Meisterkursen um seine Studenten - und nicht zuletzt um die Karrieren seiner → Söhne Paul-Armin und Peter, die beide in seine Fußstapfen traten, aber nicht im Baß-, sondern im Bariton-Fach Karriere machten.