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Wolfgang Schulz

Flötist (1946 - 2013)

Solistischer Brillanz und philharmonischer Geist


Natürlich hat Karl Böhm einst genörgelt, als er den jungen Mann aus Linz das erste Mal im Wiener Orchester entdeckte. Doch es sollte nicht lang dauern, da war Wolfgang Schulz, der junge Soloflötist der Philharmoniker, ganz selbstverständlich der Solist, den sich der stets Kritische »Generalmusikdirektor Österreichs« für seine Aufnahme von Mozarts Konzert für Flöte und Harfe mit → Nicanor Zabaleta auswählte.

Schulz war einer jener Künstler in den Reihen der Wiener Philharmoniker, die für deren einzigartigen Rang garantieren. Er konnte mit dem leuchtenden Ton seines goldenen Instruments den Orchesterklang im wahrsten Sinne des Wortes »krönen«. Er beherrschte aber vor allem die Mixtur aus solistischer Brillanz und dem Gefühl dafür, wie diese Brillanz in der höheren Harmonie des Ensemblegedankens aufgehen muß.

Über Farben und Nuancen gebot er mit schlafwandlerischer Sicherheit, ob die magisch stille Nachtstimmung am Beginn des Nilakts, die er quasi im Alleingang hervorzauberte, oder die dramatische Rasanz, mit der er in einer der Variationen des Eroica-Finalsatzes - oder, unvergesslich, im Finale von Dvořáks Achter - die philharmonische Führung aufs Natürlichste an sich zog.

Bei aller Ernsthaftigkeit, die solch selbstsicherer Kunst immer zugrundeliegt, hat Schulz nie seinen hintergründigen Humor verloren, den er gern zu verblüffenden Pointenfeuerwerken und liebenswerter Fallenstellerei nutzte.

Sein Herz gehörte - wie das jedes echten Philharmonikers -, trotz allen Erfolgen als Konzertsolist (mit immensem Repertoire) und Kammermusiker, der Oper. Einmal nahm er bei seiner Mutter, einer exzellenten Gesangslehrerin, Stunden, um eine kurze Partie in der Traviata zu singen.
Das war wohl der einzige Moment in seiner Karriere, in dem er nervös war . . .



↑DA CAPO