Die Opéra-Comique
Zuerst war das Vaudeville, die Vorstadt- und Jahrmarktskomödie mit musikalischen Einlagen.
Dann war die Langeweile bei großen Opernaufführungen.
Dann schätzte man im Paris des Ancien régime die italienischen Buffo-Opern, die melodischer schienen als das, was die großen französischen Meister in ihren → »lyrischen Tragödien« auf die Bühne brachten.
Der Buffonisten-Streit
Daraufhin brach der sogenannte → »Buffonistenstreit«a> aus -- und der Philosoph Jean-Jacques Rousseau griff zur Selbsthilfe. Er komponierte mit Le devin du village das erste französische Singspiel. Man wandte sich aber von Göttern, Kaisern und Dämonen ab, holte Menschen aus Fleisch und Blut auf die Bühne.
Die Opéra-Comique war geboren. Sie mußte nicht zwingend »komisch« sein - und überlebte dank der Flexibilität ihrer Formgebung mehr als ein Jahrhundert lang.
Revolutionsoper
Nach 1789 kamen auch zeitrelevante Themen auf die Opernbühne; die → »Revolutionsoper« war geboren. Im Gegensatz zur großen Operntragödie verzichtete man in der Opéra-Comique konsequent auf Rezitative. Die Handlung wurde in Dialogen abgewickelt, die Momente der Besinnung waren der Musik vorbehalten.
Noch Beethovens Fidelio oder Webers Freischütz gehören der Formenwelt des deutschen Ablegers der »komischen Oper«, dem → »Singspiel« an.
Carmen & Faust
Und viele Werke des großen französischen Repertoires, von Bizets Carmen bis zu Gounods Faust gehörten in ihren ersten Fassungen der »Opéra-Comique« an.
Die Pariser Grand Opéra bildete sich als Gegensatz mit Austattungsprunk und großem Ballett - und ausdrücklich ohne gesprochene Zwischentexte - erst Jahre nach Erfindung der Opéra-Comique heraus. Und Komponisten wie Jules Massenet ließen gegen Ende des XIX. Jahrhunderts dann die Formgrenzen verfließen. Genau genommen gehört seine Manon noch der Opéra-Comique an, obwohl die Partitur keine gesprochenen Dialoge mehr vorsieht...