Pelléas et Mélisande

Claude Debussy nach Maurice Maeterlinck

   
Für eine Erstbegegnung mit diesem komplizierten, doch hinreißend schönen Werk taugt der Livemitschnitt einer Aufführung der New Yorker Metropolitan Opera aus dem Jahr 1962 unter der Leitung des Debussy-Kenners und -Könners Ernest Ansermet, der bei der Uraufführung 1910 dabei war und mit Debussy selbst noch über Besetzungsfragen in seiner Oper sprechen konnte. Wenn auch dank des Erhaltungszustands der Tonbänder technisch teils problematisch, beweist hier eine unschlagbare Besetzung, welche dramatische Kraft in diesem Werk ruht.
  • George London - Golaud
  • Anna Moffo - Mélisande
  • Nicolai Gedda - Pelléas
  • Blanche Thebom - Geneviève
  • Jerome Hines - Arkel
  • Teresa Stratas - Yniold
  • Sänger wie Dirigent und Orchester machen aus dem gern in nobler Blässe erstarrenden Werk ein leidenschaftliches Drama, das sich oft bedrohlich zuspitzt. In dieser Hinsicht ist der Mitschnitt trotz aller technischen Unbilden sogar Ansermets glänzender Studioaufnahme (Decca) überlegen, die freilich empfohlen werden kann, wenn der Hörer auf makellose Studiotechnik wert legt. Ansermet versteht sich auf jene Kunst, die er in Interviews gern für dieses Werk einforderte: Debussy Musik dürfe nicht als eine Aufeinanderfolge von einzelnen Motiven verstanden werden, sondern Akt für Akt als eine große, ununterbrochene melodische Entwicklung.

    Zu einer Wiener Opernlegende wurde die Einstudierung des Werks durch Herbert von Karajan mit Hilde Gueden und Eberhard Waechter Anfang der Sechzigerjahre, die durch einen Streik des Bühnenpersonals mit einer total reduzierten Kulisse auskommen mußte und ihre magischen Effekte lediglich durch die Beleuchtung erhielt. Karajan hat Pelléas et Mélisande auch an der Mailänder Scala dirigiert und der Livemitschnitt dieser Produktion mit Ernst Haefliger und Elisabeth Schwarzkopf hat sich erhalten (Walhall). Er verrät trotz seines Alters viel von der Atmosphäre dieser Aufführung und ist jedenfalls der technisch freilich makellosen, aber verhältnismäßig stimmungsarmen Studioproduktion aus den Siebzigerjahren (EMI) mit Richard Stillwell und Frederica von Stade überlegen.

    Verfilmungen

    Die Poesie von Maeterlincks Sujet hat Peter Steins Pariser Produktion perfekt eingefangen. Pierre Boulez dirigierte ein vor allem optisch makelloses Ensemble aus jungen Kräften.

    Ein eindrucksvolles Plädoyer für die dramatische Kraft der Partitur war auch die von Laurent Pelly inszenierte, von Bertrand de Billy kongenial dirigierte Produktion im Theater an der Wien mit dem berückenden Liebespaar Natalie Dessay und Stéphane Degout und Laurent Nouri als Golo.

    ↑DA CAPO