Louise

Gustave Charpentier 1860 - 1954

Charpentier war Schüler von Massenet und wurde 1887 mit dem Rom-Preis ausgezeichnet. Während des Sutdienaufenthalts in Rom begann er mit der Arbeit an seine Oper Louise, deren Text er auf Anregung des Literaten Paul Roux teilweise nach eigenen Studentenerlebnissen am Montmartre in Paris gestaltet hat.

Libretto und Musik des ausdrücklich als Musik-Roman betitelten Werks sind eine Hymne an die Stadt Paris und ihr Lebensgefühl.

In Charpentiers Leben entwickelte sich freilich alles langsam und zäh. Louise erblickte erst 1900 an der Pariser Opéra Comique das Licht der Bühnenwelt, war aber sofort ein Erfolg und wird seitherals Schlüsselwerk eines »Sozialen Realismus« in der Oper gepriesen.

Der Komponiste plante eine Fortsetzung der Geschichte, Julien ou La vie du poète, die 1913 heauskam, aber nicht annähernd den Erfolg des ersten Stückes erreichen konnte. Ein Dritter Teil, der Marie, der Tochter Louises, gewidmet sein sollte, blieb ein unausgeführtes Projekt.

Inhalt

1. Akt.
Der junge Maler Julien versucht die hübsche Marie zur gemeinsamen Flucht zu überreden, falls ihre Eltern ihrer Liebe keinen Segen erteilen. Doch die Mutter wirft Julien als »nichtsnutzigen Wüstling« aus der Wohnung und ohrfeigt Louise, als die ihrem Vater einen Brief überreicht, in dem Julien um ihre Hand anhält.
Der Vater rät seiner Tochter liebevoll zur Vorsicht: Der Moloch Paris halte viele Verführungen bereit. Man könne aber auch mit einem einfachen Leben glücklich werden.

2. Akt.
Am Fuße des Montmartre, frühmorgens, Händler, Arbieter, Trödler, Nachtschwärmer -- und Julien in einer Gruppe von Bohemiens, die ihm rateb Louise zu entführen. Doch Louise erscheint in Begleitung ihrer Mutter, die droht, ihre Tochter die Schneiderarbeiten künftig zuhause erledigen zu lassen. – Im Atelier bemerken die Näherinnen Louises Melancholie und sagen ihr auf den Kopf zu, daß sie verliebt sei. Julien singt vor dem Fenster ein Ständchen und gibt seiner Geliebten damit das Signal zur Flucht.

3. Akt. Fest in einem Garten auf dem Montmartre - die Silhouette von Paris im Hintergrund, für die Liebenden das Symbol ihrer Freiheit. Der Narrenkönig krönt Louise zur Muse des Montmartre. Da erscheint die Mutter, um Louise zum kranken Vater zurückzuholen. Sie verspricht aber, die Tochter dürfe zu Julien zurückkehren.

4. Akt.
Louises Vater ist genesen, bittet aber die traurige Louise, sich nicht an die Abmachung zu halten und bei den Eltern zu bleiben. Doch die »Stimme von Paris«, die durch die Fenster heraufdringt, ist stärker als der Vernunft: Louise flieht. Der Vater verflucht die Stadt, die ihm seine Tochter nun endgültig geraubt hat.

Aufnahmen

Von den Gesamtaufnahmen aus der jüngeren Vergangenheit ist jene unter Georges Pretres Leitung mit Ileana Cotrubas und Placido Domingo die mitreißendste. Pretre fängt den Geist dieser Partitur mit liebevoller Hingabe ein.

Stilistisch vorbildlich ist die technisch allerdings problematische historische Mono-Aufnahme aus der New Yorker Met unter Sir Thomas Beechams Leitung mit Roul Jobim und Grace Moore. Ein ebenso leidenschaftliches Plädoyer eines großen Dirigenten für eine allseits unterschätzte Partitur. (Mehr dazu hier.)

↑DA CAPO