Il corsaro

Das Werk

Lord Byron hat, sehr leidenschaftlich und engagiert, wie er selbst betonte, die Geschichte des Freibeuters Conrad (bei Verdi heißt er, deutlich geschmeidiger singbar Corrado) festgehalten. Der Held verläßt seine Heimat und seine zart besaitete, von Vorahnungen geplagte Geliebte Medora, um mit List die Türken zu bekämpfen. Als Derwisch verkleidet, der vorgeblich den Piraten entkommen konnte, schleicht er sich am Hofe des Paschas ein, während seine Kameraden die Stadt belagern. Er wird im Zuge des Gemetzels, aus dem die Muslime als Sieger hervorgehen, enttarnt und zum Tod verurteilt.
Doch Gulnara, die Lieblingsfrau des Paschas, verliebt sich in den Fremden. Sie ermordet den Pascha, als der nicht auf ihr Gnadengesuch für den Fremden eingeht. Dann befreit sie Corrado aus dem Gefängnis und flieht mit ihm übers Meer - anders als in Byrons Gedicht kommt es zu einer Begegnung der beiden Frauen und zu einem bewegenden Terzett: Medora hat sich vergiftet, weil sie nicht mehr an Corrados Rückkehr glauben konnte. Sie dankt Gulnara für seine Rettung und stirbt. Der Korsar aber stürzt sich verzweifelt in die Fluten des Meeres.

→ DISKOGRAPHISCHE EMPFEHLUNGEN
zu den subjektiven Prinzipien

Die Partien in der Reihenfolge:
Corrado - Giovanni - Medora - Gulnara - Seid - Selimo - Eunuco -

Verdis Korsar ist möglicherweise die am schlechtesten dokumentierte Oper des Komponisten im internationalen CD-Katalog. Die oben angeführte Aufnahme im Verdi-Zyklus von Philips kann zwar mit einer illustren Besetzung aufwarten, bleibt aber doch ziemlich hinter den Erwartungen, was die Übereinstimmung von interpretatorischer Anforderung und deren Realisierung anlangt. Traurig, daß ein allzuspäter Versuch des großen Stilisten Carlo Bergonzi keine besseren Früchte zeitigte, als der Livemitschnitt von 1981 aus Long Island hören läßt . . .

David Lawton - Carlo Bergonzi, Glen Martin, Carolyn Val-Schmidt, Sarah Reese, James Dietsch, Robert Guarino (beide Partien) (HRE)

Restbestände von Bergonzis Phrasierungskunst wurden freilich sogar noch anläßlich der Darbietung der Arie des Corrado in einem → Live-Konzert in Italien 1984 hörbar.

↑DA CAPO

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