Verlobung im Kloster

Lyrisch-komische Oper Sergej Prokofieff. Text vom Komponisten und Mira Mendelson nach Sheridans The Duenna (1775)
Uraufführung: 1946 Leningrad

PERSONEN DER HANDLUNG:Don Jerome, ein Edelmann aus Sevilla (Tenor) – Don Ferdinand, sein Sohn (Bariton) – Luisa, seine Tochter (Sopran) –Luisas Duenna (Alt) – Don Antonio (Tenor) – Clara, Freundin Luisas (Mezzosopran) – Mendoza, reicher Fischhändler (Bass) – Don Carlos, verarmter Edelmann, Freund Mendozas (Bariton) – Vater Augustin, Abt eines Klosters (Bariton) – Vater Eustaph (Tenor) – Vater Chartreuse (Bariton) – Vater Benedikt (Bass) – Zwei Klosterbrüder (Tenöre) – Lauretta, Dienerin Luisas (Sopran) – Rosina, Dienerin Claras (Alt) – Lopez, Diener Ferdinands (Tenor)

Sevilla im XVIII. Jahrhundert


Die Handlung



I. Akt

Don Jeorme macht mit dem Fischhändler Mendoza Geschäfte. Ein Teil des Handels umfaßt seine eigene Tochter Luisa. Sie soll Mendozas Braut werden.

Karneval.

Don Ferdinand singt ein Ständchen für Clara, Don Antonio ein zweites für Luisa.

Don Jerome sprengt im Nachthemd die nächtliche Liebesszene und setzt sich damit dem Hohn der beiden Paare aus.

II. Akt

Luisa und die Duenna tauschen ihre Kleider, um Jeromes Plan zu unterwandern. Als Duenna verkleidet, treibt Luisa Don Jerome zur Verzweiflung. Er wirft sie aus dem Hause. – Auch Ferdinands hat seine Clara zur Flucht bewegen können, doch findet sie seinen Lebenswandel suspekt und verkündet, ins Kloster gehen zu wollen. Inzwischen verkleidet sich Luisa, um in Gestalt Clara Mendoza zu begegne. Der will sie mit Antonio verkuppeln, um den Nebenbuhler loszuwerden. Die Duenna wiederum gibt sich Mendoza gegenüber als Luisa aus - und überredet ihn, sich ganz im Geheimen mit ihr trauen zu lassen.

III. Akt

In Menozas Haus bereiten inzwischen Don Antonio und die echte Luisa eine Doppelhochzeit vor: ihre eigene und die Mendozas mit der Duenna. – Zu diese Zweck hat Luisa schriftlich bei Don Jerome um seine Einwilligung zur Heirat gebeten; während Mendoza ihn um Verzeihung für die »Entführung« der angeblichen Luisa bittet. Besser meint Don Jerome, hätte er es nicht treffen können. – Während im Klostergarten Luisa und Antonio auf die Zustimmung des Vaters warten, läßt sich Clara von der aufrichtigen Liebe Ferdinands überzeugen.

VI. Akt

Die Klosterbrüder sind gegen gute Bezahlung immer gern bereit, Paare heimlich zu trauen. Mendoza erkennt erst auf dem Hochzeitsfest, welches Spiel hier gespielt wurde.

Das Werk

Nach seiner freiwilligen Rückkehr in die Sowjetunion hatte der Komponist zunächst mit einem Bühnenwerk den Geboten des sogenannten »sozialistischen Realismus« Tribut zu zollen. Das gelang ihm mit Semjon Kotko gut genug, daß er sich in der Folge wieder ein Sujet suchen konnte, mit dem er an die groteske Komik seiner erfolgreichen Gozzi-Oper Die Liebe zu den drei Orangen anknüpfen konnte. Dieser Tonfall lag ihm besser. Wenn auch die Verlobung im Kloster der subtilen Ironie der Orangen entbehrt. Im Sinne der launigen Anverwandlung klassischer Formen, wie er sie in der spritzigen Sinfonie classique geübt hatte, gelang Prokofieff hier aber doch eine amüsante Komödie - ohne augenzwinkernden Unter- oder Zwischenton.

Der kaum dissonant geschärfte Klassizismus harmoniert mit den geschlossenen Nummern des Opera-buffa-Texts vollkommen.

Das Werk entstand 1940, konnte aber wegen des Kriegs erst 1946 unter dem Titel Die Duenna am Mariinskij-Teater, dem damaligen Kirow-Theater uraufgeführt werden. Erst die Produktion des Jahres 1959 am Stanislawskij Theater unter dem Titel Die Verlobung im Kloster brachte den Durchbruch.

Dasselbe Sujet hat übrigens später Roberto Gerhard (1896–1970) für seine Oper La Dueña (erst 1992 uraufgeführt) genutzt.

Anna Netrebko in ihrer Frühzeit am St. Petersburger Mariinskij-Theater.     (cpo)

↑DA CAPO

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