Die Liebe zu den drei Orangen
Sergej Prokofieff nach Carlo Gozzi
Uraufführung: 1921 Chicago
PERSONEN DER HANDLUNG:
Treff, König eines erdachten Landes
(Bass) – Der Prinz, sein Sohn (Tenor) – Prinzessin Clarice, seine Nichte (Mezzosopran) – Leander, Erster Minister, als Pik-König gekleidet (Bariton) – Truffaldino (Tenor) – Pantalone, Vertrauter
des Königs (Bariton) – Celio, Zauberer, Beschützer des Königs (Baß) – Fata Morgana, eine Hexe, Beschützerin des Leander (Sopran) – Linetta, Nicoletta, Ninetta, die Prinzessinnen in den Orangen (Alt, Mezzosopran, Sopran) – Die Köchin (Baß) – Farfarello, ein Teufel (Baß) – Smeraldina, eine Araberin (Mezzosopran) – Der Zeremonienmeister (Tenor) – Ein Herold (Baß)
Die Handlung
Prolog
Liebhaber der Tragödie, der Komödie und der Lyrik streiten mit den Hohlköpfen darüber, welches Stück gespielt werden soll. Die Sonderlinge schlagen Die Liebe zu den drei Orangen vor. Man behält sich vor, in die Handlung einzugreifen, falls sie nicht nach wunschgemäß verläuft.
Erster Akt
Der Prinz leidet an einer tödlichen Gemütskrankheit. Pantalone hofft, die Melancholie könnte durch Lachen geheilt werden. Truffaldino schlägt daher fröhliche Feste vor. Minister Leander soll sie organisieren.
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Die Melan- cholie des Prinzen hat ihren Grund:
Die bösen Fee Fata Morgana hat das Leben des Prinzen beim Kartenspiel vom Magier Celio gewonnen.
Leander spielt ein doppeltes Spiel. Er will Clarice heiraten und König werden. Daher möchte er dern Prinzen durch schlechte Verse vergiften. Fata Mogana soll ihm beistehen. Die Tragödienanhänger freuen sich auf ein trauriges Finale.
Zweiter Akt
Das Fest kann den Prinzen nicht aufheitern. Erst als Fata Morgana wärend einer Auseinandersetzung mit Truffaldino kopfüber stürzt, schüttelt er sich vor Lachen. Damit ist er zwar geheilt, doch Fata Morgana verflucht ihn: Er wird sich in die drei Orangen der Zauberin Kreonta verlieben. Sofort will der Prinz losziehen. Truffaldino begleitet ihn. Der Teufel Farfarello sorgt für eine Reise durch die Lüfte. Die Hohlköpfe fordern seichtes Unterhaltungstheater anstelle von seelischem Tiefgang.
Dritter Akt
Farfarello quittiert seinen Dienst bei Celiom, der nun Truffaldino und den Prin- zen selbst beschützen muß. – In Kreontas Schloß bewacht eine riesige Köchin die Orangen. Der Prinz kann sie mittels eines Zaubergürtels, den Celio ihm zuspielt, bei Laune halten und die Orangen rauben. – Auf dem Heimweg findet man sich plötzlich in der Wüste. Truffaldino öffnet aus Durst die Orangen - ihnen entsteigen drei Prinzessinnen, die zu verschmachten drohen. Die Sonderlinge greifen ein und bringen Wasser. Der Prinz und Ninetta, die Prinzessin aus der dritten Orange, verlieben sich ineinaner. Doch Smeraldina verwandelt Ninetta in eine Ratte und nimmt Ninettas Stelle ein.
Vierter Akt
Fata Morgana triumphiert. Doch die Sonderlinge setzen sie gefangen beauftragen Celio, ein Happy End zu inszenieren. – Die Hochzeit wird vorbereitet. Als vor den entsetzten Gästen eine Ratte auf den Sessel der Braut springt, hebt Celio den bann auf: Ninetta kommt zum Vorschein.
Fata Morgana reißt ihre Komplizen Leander, Smeraldina und Clarice mit sich in die Tiefe.
Auf der Flucht vor der russischen Revolution hatte Sergej Prokofieff Wsewolod Meyerhold russische Übersetzung von Carlo Gozzis Liebe zu den drei Orangen im Gepäck.
Im amerikanischen Exil interessierte sich die Lyric Opera Chicago für eine Novität aus Prokofieffs Feder. Der erfolgreichen Premiere (in französischer Sprache) folgten Einstudierungen in New York und Köln (1925). Leningrad und Moskau nahmen das Werk in Mayerholds russsicher Übersetzung 1926 bzw. 1927 in ihre Spielpläne auf.
Psychologischen Deutungsversuchen widersprach Prokofieff ausdrücklich: Er habe »lediglich ein amüsantes Werk« komponiert - den Komödienton traf er mit den Mitteln seiner spritzigen Ersten Symphonie, der sogenannten Symphonie classique punktgenau.