Der Vampyr

(Capriccio)

Gesamtaufnahme des WDR mit Franz Hawlata (Ruthven) und Jonas Kaufmann (Aubry)

Text vom Komponisten.
Uraufführung: 1828, Leipzig.

PERSONEN DER HANDLUNG:Sir Humphrey, Laird von Davenaut (Bass) – Malwina, seine Tochter (Sopran) – Edgar Aubry, ein Verwandter (Tenor) – Lord Ruthven (Bariton) – Sir Berkley (Baß) – Janthe, seine Tochter (Sopran) – George Dibdin, in Davenauts Diensten (Tenor) – Emmy, seine Braut (Sopran) – James Gadshill (Tenor), Toms Blunt (Baß), Richard Scrop (Tenor), Robert Green (Baß), Suse, Blunts Frau (Alt)

Schottland, im XVII. Jahrhundert


Die Handlung



I. Akt

Geisterreigen um die Felsenhöhle des Vampyrmeisters, der Lord Ruthven, der ihm verfallen ist, eine Nachfrist gewährt: Drei unschuldige Mädchen muß er als Opfer dem Vampymeister zuführen, dann ist er frei.

Ruthven geht auf Menschenjagd.
Janthe wird von ihrem Vater tot vor der Vampyrhöhle gefunden. Sie trägt die Spuren giftiger Zähnen an Brust und Nacken. Der Vater ersticht Ruthven. Aubry, dem Ruthven einst das Leben gerettet hat, kann den Lord so betten, daß er im Schein des Mondlichts neue Kraft schöpft.
Melodram: Ha, welche Lust
Aubry weiß, daß Ruthven ein Vampyr ist, verpflichtet sich aber, einen Tag lang zu schweigen. – Er ist entsetzt, als er erkennen muß, daß Ruthven der Bräutigam seiner eigenen Geliebten Malwina werden soll.

II. Akt

Auf Schloß Marsden wird die Hochzeit Emmys gefeiert, der Tochter des Gutsverwalters. Während alles auf den Bräutigam wartet, verbreitet sich die Kund vom Tod Janthes. Die Braut erzählt entsetzt eine Vampyrgeschichte ihrer Großmutter
Sieh, Mutter, dort den bleichen Mann
Ruthven erscheint als neuer Schloßherr begrüßt und ringt Emmy mit wertvollen Geschenken einen Kuß ab.
Leise dort zur fernen Laube
Sie ist ihm damit verfallen. Ruthven kann Aubry, der seine Malwina retten will, davon abhalten, sein Schweige-Glübde zu brechen. Während das Fest immer ausgelassener wird, verschwindet Ruthven mit Emmy.
Im Herbst, da muss man trinken
Ein Schuß ertönt. Dibdin hat den Lord getötet. Doch Emmys Leben vermochte er dadurch nicht zu retten. – Malwina und Aubry hoffen, daß Malwinas Vermählung abgewendet werden kann. Als der im Mondlicht wieder genesene Ruthven als Bräutigam erscheint, wird er von Aubry enttarnt.
Dieses Scheusal hier ist ein Vampyr!
Unter Blitz und Donner verfällt der Lord dem Vampyrmeister.

Marschners 1826 konzipierte Schaueroper basiert auf einer in jenen Jahren auf vielfältige Weise literarisch bearbeiteten Geschichte. 1819 war die Novelle The Vampire von John William Polidori erschienen, 1820 das Melodram Le Vampire von Pierre François Adrien Carmouche, Charles Nodier und Achille Jouffroy d'Abbans, auf dem wiederum das 1821 uraufgeführte Theaterstück Der Vampir von Heinrich Ludwig Ritter beruhte. Marschners Partitur ist konventionell nach Nummern aufgebaut, bricht aber innerhalb dieser Strukturen immer wieder mit dem Althergebrachten. Als Meister des Couleur locale nimmt Marschner viel vom hochromantischen Stimmungszauber vorweg, den Richard Wagner später perfektionieren wird. Originell wirkt auch die Einbindung von Melodramen (etwa beim Erwachen Ruthvens im Mondlicht).

Wagner selbst, der die Uraufführungsproduktion in Leipzig als 15-jähriger gesehen hat, schätze Marschner Werk sehr. Emmys Romanze vom «bleichen Mann« hat mit Sicherheit als Vorbild für Sentas Ballade im fliegenden Holländer gedient. Für eine von ihm selbst 1833 in Würzburg einstudierte Produktion hat Wagner sogar eine Nummer für Aubry hinzukomponiert.

Eine der Wagnerschen Musikdramatik verpflichtete Bearbeitung der Partitur stammt aus der Feder von Hans Pfitzner (1924). Sie konnte den Vampyr jedoch nicht fürs moderne Repertoire retten.

Viele Jahre das einzige greifbare Tondokument eines Meisterwerks - eine Wiener Rundfunkproduktion mit Georg Oeggl in der Titelpartie (Urania)

↑DA CAPO

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