Der Waffenschmied

(Warner)

Lotte Schädle und Hermann Prey als Liebespaar, Gerhard Unger als treuer Knappe und Kurt Böhme als »Waffenschmied«

Komische Oper. Text vom Komponisten.
Uraufführung: 1846 Wien.

PERSONEN DER HANDLUNG:Hans Stadinger, Waffenschmied und Tierarzt (Bass) – Marie, seine Tochter (Sopran) – Ritter Graf von Liebenau (Bariton) – Georg, sein Knappe (Tenor) – Ritter Adelhof aus Schwaben (Bass) – Irmentraut, Maries Erzieherin (Alt) – Brenner, Gastwirt, Stadingers Schwager (Tenor) – Ein Schmiedegeselle (Baß)

Worms, im SVI. Jahrhundert


Die Handlung



I. Akt

Der Graf von Liebenau ist verliebt in Marie, die Tochter des Waffenschmieds Stadinger. Er verdingt sich unter dem Namen Konrad mit seinem Knappen Georg als Arbeiter in Stadingers Werkstatt, denn er will Marie auf die Probe stellen - und ihren Vater überlisten, der die Hand seiner Tochter niemals einem Adeligen gewähren würde. Ist doch seine Frau einst von einem Ritter entführt worden.

Als Viehdoktor unterwegs, übergibt Stadinger das Regiment im Haus kurz an Georg und die Jungfer Irmentraut.
Welt, du kannst mir nicht gefallen
Den fremden Ritter, der Marie hinterher ist, möge Georg im Notfall mit Waffengewalt vertreiben.
Man wird ja einmal nur geboren
Der Graf hat sich inzwischen als Ritter verkleidet. Er will erproben, ob Marie einen noblen Herren ihm, dem Gesellen, vorziehen würde. Doch bevor er ans Werk gehen kann, kehrt Stadinger zurück und er muß die Flucht antreten. Vergeblich klopft Marie an Konrads Zimmertüre.
Er schläft! Wir sind alle in Angst und Not.
Der junge Geselle ist der einzige, der trotz des Lärms im Haus offenbar ruhig schläft.

II. Akt

Während einer kleinen Eifersuchtsszene zwischen Konrad und Marie erscheint am nächsten Morgen Ritter Adelhof, um Stadinger vor dem Grafen Liebenau zu warnen. Um dessen Nachstellungen zu entkommen, möge Marie doch Konrad heiraten...

Doch Stadinger hat längst Georg als idealen Schwiegersohn und Erben seines Geschäfts im Auge.
Du bist ein arbeitsamer Mensch.
Georg windet sich, um Ausreden zu finden - und singt Stadinger zu seinem Jubiläum ein Ständchen.
War einst ein junger Springinsfeld
Irmentraud bringt die Nachricht, Marie sei entführt worden. Die Entführung ist eine Inszenierung, der sich in Gestalt Konrads als Maries Retter präsentieren möchte. Stadinger aber will so rasch als möglich den Bund Maries mit Georg besiegeln. Die Tochter aber versichert, lieber ins Kloster zu gehen.

III. Akt

Marie singt traurig am Spinnrad.
Wir armen, armen Mädchen
Alle, auch Georg, bestürmen Stadinger, Marie und Konrad zusammenzugeben. Doch erst ein angebliches Schreiben des Magistrats, das vor den Nachtstellungen des Grafen warnt und Konrad als Bräutigam empfiehlt, erinnert ihn an seine Jugend.
Auch ich war ein Jüngling mit lockigem Haar
Schon nähert sich der Brautzug, Konrad führt in an in seiner wahren Gestalt. Der »Gräfin Marie« verweigert der Alte seinen Segen nicht.

Liebhaber und Nebenbuhler hieß das Lustspiel des Wiener Burgschauspielers Friedrich Wilhelm Ziegler (1760–1827), das Lortzing 1845 als Vorlage für seinen Waffenschmied diente. Der viel gespielte Joseph Weigl hatte Zieglers Stück bereits zur Oper gemacht. Diese Vertonung war Lortzing aber nicht bekannt. Er schuf aus den etwas grob geschnitzten Figuren Zieglers Menschen aus Fleisch und Blut, stricht die Rolle der Braut des Grafen, des Fräuleins von Katzenstein und konzentrierte die Handlung damit ganz auf die Liebesgeschichte und die Charakterzeichnung des griesgrämigen, aber weichherzigen Stadinger.

Selbst der Knappe Georg, unfreiwillig zum Nebenbuhler seines Herrn bestimmt, skizziert er mit behutsam-liebevollen psychologischen Details. Doch steht das Werk in der Dramaturgen-Gunst trotz vielen exquisit gearbeiteten Ensembles (zwei Quintette, ein Sextett und ein Septett!) hinter dem Wildschütz zurück und gilt als allzu biedermeierlich harmlos.

Zu seiner Zeit machte das Werk den rechten Effekt: Nach dem Premieren-Erfolg wurde Lortzing zum Kapellmeisters am Theater an der Wien. Der Waffenschmied avancierte neben Zar und Zimmermann zu seinem meistgespielten Stück.

Bo Skovhus und Ruth Ziesak sind das wohltönende Liebespaar in der Gesamtaufnahme von 1999 vom Bayerischen Rundfunk. Von Leopold Hager etwas gebremst dirigiert, profitiert diese Einspielung doch von John Tomlinsons Titelhelden: eine profunde Wotan-Stimme im Biedermeier-Fach. (Calig)

↑DA CAPO

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