Werner EGK
* 1901 - 1983
Werner Egk war einer jener gemäßigten Modernen, die nach 1945 mithalfen, das Musikleben Deutschlands wieder aufzubauen. Daß er seine Karriere im »Dritten Reich« begonnen hatte, schadete ihm zu Lebzeiten kaum. Erst die »Nachgeborenen« begannen, Egks Rolle in Deutschland vor und während des Zweiten Weltkriegs zu hinterfragen.
An der Position Egks in der Rangliste der führenden Komponisten jenseits der radikalen Avantgarde kann das nichts ändern. Kritik mußte sich der Komponist auch schon vom NS-Regime gefallen lassen, wenn er auch nicht zu den Dissidenten zählte und von manchen der Vordenker jener Zeit als Beispiel für eine unaggressive Moderne auf den Schild gehoben wurde.
Jugend
Egk ist als Werner Joseph Mayer 1901 zur Welt gekommen. Mit 18 Jahren studierte er am Konservatorium und wurde bald Student Carl Orffs in München.
Sein Künstlername Egk entstand aus dem Akronym auf den Namen seiner Frau: Elisabeth, geborene Karl. Seine Familie ernährte Egk zunächst als Musiklehrer, ging dann zum Rundfunk, einem Medium, dem sein lebenslanges Interesse gelten sollte. In Berlin konnte er Kontakt zur Avantgarde unterschiedlichster Prägung um Arnold Schönberg, Hanns Eisler und Kurt Weill knüpfen.
Vorzeigekomponist
Der Uraufführungserfolg der Oper Die Zaubergeige machte ihn überregional bekannt. Egks Stil, der sich nicht scheut, bodenständige, volksmusikalische Elemente in eine an Strawinsky erinnernde, scharf gewürzte tonale Sprache einzubinden, war zu diesem Zeitpunkt bereits voll entwickelt.
Daß er auch Jazz-Einflüße verarbeitete, brachte ihm Kritik der »völkischen« Kräfte ein.
Die Debatte wurde heftige, als auch in seiner Ibsen-Oper → Peer Gynt in manchen Szenen Musik hörbar wurde, die deutlich von der amerikanischen Unterhaltungsmusik der Epoche beeinflußt war. Die für Egk typische Mixtur aus freier, oft sehr geschärfter Tonalität und Jazzelementen stieß den nationalsozialistischen Kulturhütern sauer auf - da aber Hitler höchstselbst den Komponisten lobte, schien er letztendlich unangreifbar. Propagandminister Goebbels nennt Egk ein »riesiges, originelles Talent«.
Damit und durch Egks Bereitschaft, für offizielle Anlässe Märsche und Lieder beizusteuern, war den Kritikern der Wind aus den Segeln genommen.
1941 wurde Egk als Nachfolger Paul Graeners zum Leiter des Komponistenausschusses der Reichsmusikkammer gerufen.
Nach 1945
Da er sich im übrigen aber politisch nicht engagierte, vermochte er nach 1945 rasch seine Karriere wieder aufzunehmen.
Kompositorische Erfolge, vergleichbar mit der Zaubergeige konnte er nicht mehr erringen.
Gottfried von Einem vermittelte die Uraufführung der Oper Irische Legende, die bei den Salzburger Festspielen in Starbesetzung unter George Szell herauskam. In München erlebte Egks für Sänger und Schauspieler konziptierter Columbus mit Darstellern wie Fritz Wunderlich und Rolf Boysen seine Premiere.
Peer Gynt kam immerhin in einigen beachtlichen Produktionen auch in der zweiten Hälfte des XX. Jahrhunderts heraus.
Als hochgeachteter Professor für Komposition und Direktor an der Berliner Musikakademie und Funktionär im Bayerischen Musikleben starb Egk am 10. Juli 1983.