Peer Gynt

Werner Egk (1938)

Gesamtaufnahme mit Roland Hermann unter Heinz Wallberg

(orfeo)




Libretto vom Komponisten nach der Übersetzung des Ibsen-Origials durch Ludwig Passarge.

Die Auseinandersetzungen um dieses Werk dauern seit der Uraufführung an. Im nationalsozialistischen Deutschland galt Egks Musik manchen als ein Plagiat an Kurt Weills - ebenfalls unerwünschter - Dreigroschenoper. Andererseits gratulierte Hitler dem im Prinzip durchaus »genehmen« Komponisten nach einer Aufführung des Peer Gynt persönlich. Doch die Kritik verstummte nicht. Die Einstudierung in Frankfurt, 1940, erntete Kritiken, die von »Negermusik‹ sprachen. Danach gab es Produktionen des Peer Gynt erst wieder nach 1945.

Die 1981 entstandene Münchner Rundfunkproduktion mit Roland Hermann in der Titelpartie bewies die effektvolle Dramaturgie und die Schlagkraft von Egks Musik, die zeittypische Elemente in eine erweitert spätromantische Klangwelt geschickt einbaut. Die ein Jahr später erfolge szenische Aufführung unter Wolfgang Sawallisch an der Bayerischen Staatsoper - mit Hermann Becht als Peer Gynt - sicherte dem Werk dank einer starken Regiearbeit von Kurt Horres zumindest für kurze Zeit einen beachtlichen Erfolg.

Egk hat Ibsens Stück von fünf auf drei Akte reduziert und manche dramaturgische Änderung vorgenommen. So strich er die Episode in Kairo vollständig und verlegte die Szene der Kaufleute nach Mittelamerika.

Im wesentlichen konzentriert er sich auf eine Schwarz-weiß-Zeichnung mit der Kontrastierung der mild-freundlichen Welt Solveigs und den grell-karikierenden Bereich der Trolle. Diese wiederum gaben deuteten die Zeitströmungen jeweils auf ihre Weise: Was unter den Nationalsozialisten Auslegungen im Hinblick auf die rassistische Propaganda zuließ, schien einer späteren Generation wie eine Karikatur des Hitler-Regimes. In der DDR wiederum wollte man die Trollszenen als Kritik am kapitalistischen System deuten . . .


↑DA CAPO