Jeu de Cartes
Vertanzte Poker-Partie
Ein Auftragswerk für Lincoln Kirsteins American Ballet Theatre (1937).
Idee und Libretto zu diesem kuriosen Ballett stammten von Strawinsky selbst. Georges Balanchine erklärte den amüsanten Hintergedanken seiner Choreographie damit, das Spiel sollte zeigen, daß auch kleine, unbedeutenden Karten Könige, Königinnen und sogar Joker schlagen können.Strawinsky war ein begeisterter Pokerspieler und hatte mit Balanchine den Gedanken ventiliert, nach vielen gemeinsamen Arbeiten endlich einmal dieses Hobby auf die Bühne zu bringen.
Drei »Partien« werden im Verlauf des Stückes »gespielt«. Die Karten werden jeweils zuvor gemischt und abgehoben, wozu jeweils die selbe Musik erklingt, die dann jeweils eine neue Fortsetzung findet, sobald ausgespielt wird.
Erste Runde
Der Joker macht den Spielern das Leben schwer, denn er war ausgemustert worden: Im Pokerspiel hat er keinen Platz; nun verschafft er sich Aufmerskamkeit.*Pas d'action
* Tanz des Jokers
Zweite Runde
In der zweiten Runde verhilft er jenem Spieler zum Sieg, der die erste Runde verloren hatte, indem er ihm gegen die vier Königinnen des Gegners vier Asse in die Hand spielt.* Marsch für Herz und Pik
* Variationen der Königinnen
* Pas de Quatre
Dritte Runde
Im Finale jedoch verliert die vom Joker angeführte Pik-Straße gegen die Herz-Karten eines Royal Flushs. Man gibt sich freilich nicht kampflos geschlagen, während der heftigen Auseinandersetzungen bewerfen einander die gegnerischen Parteien sogar mit musikalischen Rossini-Zitaten . . .* Valse - MenuetEine knappe Erinnerung an die Eingangsmusik rundet das Werk ab.
* Kampf Pik gegen Herz (Presto)
* Finale
Aufnahmen
Die Urauführung, 1937 im Gebäude der Metropolitan Opera, dirigierte Strawinsky selbst. Er brachte als Dirigent das Stück auch gern zu Gatspielen mit - so existiert eine technisch tadellose Aufnahme mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (orfeo).Zu den bemerkenswertesten Einspielungen gehört jene, die im Zuge der vom Maharadscha von Mysore finanzierten Raritäten-Aufnahmeserie des Philharmonia Orchestra unter der Leitung des jungen Herbert von Karajan, der Jeu de cartes dann nie wieder in seine Programme aufgenommen hat.
Die Brillanz der - sonst meist eher banal wirkenden - Musik kommt freilich am schönsten in der Interpretation durch Charles Munch und das Boston Symphony Orchestra (für die Livin Stereo Serie der RCA) zum Tragen: Hier vereinen sich exzellente Spielkultur mit ebensolcher Aufnahmetechnik.