Strawinsky begann seine letzte, etwa 20-minütige Ballettmusik für George Balanchine 1953 zu komponieren, ließ das Werk aber nach den ersten Szenen drei Jahre liegen und vollendete die Partitur erst 1957. Er entwarf für dieses Werk ein konstruktives System, in dem die musikalischen Parameter den szenischen entsprechen sollen. Auf den einleitenden, dreiteiligen Pas-de-quatre folgt ein Vorspiel und danach neun Nummern, in drei Abschnitte zu wiederum je drei Tänzen gegliedert. Zwischen den Abschnitten gibt es kurze Zwischenspiele.
- I.
- Pas-de-quatre (vier Herren)
- Double pas-de-quatre (acht Damen)
- Triple pas-de-quatre (vier Herren, acht Damen)
- Prelude
- II. (Pas-de-trois I)
- Sarabande (ein Herr)
- Gaillarde (zwei Damen)
- Coda (ein Herr, zwei Damen)
- Interlude
- III. (Pas-de-trois II)
- Bransle simple (zwei Herren)
- Bransle gay (eine Dame)
- Bransle double (zwei Herren, eine Dame)
- Interlude
- IV.
- Pas-de-deux (ein Herr, eine Dame)
- Vier Duos (vier Herren, vier Damen)
- Vier Trios (vier Herren, acht Damen)
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- Pas-de-quatre da Capo (vier Herren)
Das große Orchester, das die Partitur vorsieht, wird von Nummer zu Nummer in vollkommen neue kammermusikalische Einheiten geteilt. Es spielt im gesamten Werk kein einziges Mal in seiner Gesamtheit.
Das Werk gehört großteils der seriellen Phase in Strawinskys Werk-Katalog an und verwendet unter anderem auch Zwölftonreihen, allerdings in einer Weise, die mit Arnold Schönbergs Zwölftonmethode nichts zu tun hat. Im ersten Abschnitt (1953) kommt eine Reihe aus 17 Tönen zum Einsatz, die alle zwölf Töne des chromatischen Systems verwendet. Eine echte Zwölftonreihe erscheint dann im Pas de trois II, wobei in der Bransle simple sechs Töne verwendet werden, in der Bransle gay die anderen sechs Töne. In der
Bransle double
werden die Hexachorde dann zur Zwölftonreihe vereint.
Die erste Schallplattenaufnahme des Werks durch das Südwestfunkorchester unter Hans Rosbaud entstand bereits 1957 zwischen der konzertanten Uraufführung unter der Leitung von Strawinskys Adlatus Robert Craft und der szenischen Premiere von Balanchines Ballett im Dezember des Jahres.