Die »Pfauen«-Variationen
von Zoltán Kodály
1939
Die Variationen über ein ungarisches Volkslied entstanden 1938/39 als Auftragswerk für die Feierlichkeiten zum 50-Jahr-Jubiläum des Amsterdamer Concertgebouw Orchesters und wurden von diesem unter der Leitung seines Chefdirigenten Willem Mengelberg auch im November 1939 uraufgeführt. Kodály gestaltete die Variationenfolge auf das alte Lied vom Pfau, der den Gefangenen den Aufbruch in die ersehnte Freiheit signalisier soll - und nach einem gescheiterten Versuch letzendlich auch signalisiert, als eine Apotheose der ungarischen Volksmusik. In Kodálys Heimat empfand man die chrthonische Kraft der Musik vielleicht am stärksten nach der gescheiterten Revolte gegen die kommunistische Herrschaft, Mitte der Fünfzigerjahre. Die Pfauen-Variationen galten ungarischen Patrioten als eine Art musikalische Durchhalte-Parole.
Das Werk ist dreiteilig aufgebaut: Eine langsame Introduktion geht dem ersten großen Abschnitt voran, entwickelt das Thema wie in einem mythischen Entstehungsprozeß aus simplen, aus einem raunenden Urgrund aufsteigenden pentatonischen Melodiefloskeln. Der eigentlichen Präsentation des Liedes folgen zunächst als erster »Allegro«-Teil die zusammengehörigen Variationen I bis X. Ein langsamer, freier gestalteter Mittelteil zitiert das Lied, bzw. Fragmente daraus in frei assoziativer Form und bildet so ein träumerisches »Trio« (Var. XI bis XIV).
Die beiden letzten Variationen führen zu einer ausladenden Coda und bilden mit dieser das schwungvolle, ganz im Volkslied-Tonfall gehaltene Finale.