Hugo Wolf

1860 - 1903

Der Lied-Meister:
Größe in der kleinen Form

Hugo Wolf, das lernt man quasi in der Schule für brave Konzertbesucher, ist zu den wichtigsten Liedmeistern nach Schubert zu zählen. Doch bis heute lautet ein ungeschriebenes Gesetz, daß nur die berühmtesten Sänger es wagen können, einen reinen Wolf-Liederabend zu programmieren. Wer kein Fischer-Dieskau ist, muß fürchten, vor einem halbleeren Saal zu singen.

Populär ist die Musik Wolfs also nicht geworden. Zu hoch legt der Meister der geschliffenen musikalischen Pointe die Latte -

* für die Sänger, die gefordert sind, ihre Stimme nicht nur technisch perfekt zu beherrschen, sondern auch noch mit tausendfältigen Ausdrucksnuancen zu reicher, beredter Entfaltung zu bringen,
* für die Pianisten, denen die Klavierparts der Wolf'schen Gesänge härteste Nüsse zu knacken aufgeben und die dennoch bescheiden im Dienste der gemeinsamen Sache stehen sollen, die da ist: dem Dichterwort vermittels der Musik zu reinstem Ausdruck zu verhelfen,
* und schließlich für die Hörer, die dem kleinteiligen, raffiniert differenzierten und niemals einem belkantesken Hedonismus nachgebenden Kompositionsstil folgen sollen - eine Herausforderung, bei deren Bewältigung sich emotionelle und intellektuelle Zuwendung stets die Waage halten müssen, will man dem Anspruch des Komponisten genügen. Was wiederum nötig ist, will man wirklichen Genuß ernten.

Ein Schwieriger also, ebenso schwierig zu »vermarkten« in oberflächlichen Zeiten wie diesen. Das haben schon Wolfianer vom Schlage eines Walter Legge erkannt, der als Gründer der Hugo Wolf Society Sorge trug, das Schaffen des Komponisten in erstklassigen Plattenaufnahmen zugänglich zu machen; allen voran gesungen natürlich von Legges Ehefrau, Elisabeth Schwarzkopf.

Die Wolf-Gesellschaft ehrt bis heute Jahr für Jahr herausragende Interpreten für ihre Bemühungen um Wolfs Werk. 2010 erhielt Christa Ludwig die Wolf-Medaille. Bei der Überreichung in Stuttgart hielt Michael Heltau die Laudatio.
2020 war Gundula Janowitz an der Reihe. Die Laudatio durfte der SINKOTHEK-Autor halten. Hier ist sie nachzuhören:

↑DA CAPO