Nikolai Rimskij-Korsakow

1844 - 1908

Der musikalisch talentierte Sproß einer zaristischen Offiziers-Familie war 16 Jahre jung, als er unter dem Einfluß seines Lehrers Mikli Balakirev daran ging, eine viersätzige Symphonie zu schreiben. Das Werk war 1865 vollendet und wurde, so Cesar Cui, die erste russische Symphonie.

Ein führender Kopf der nationalrussischen Schule sollte Rimskij-Korsakow dann bleiben, vor allem als Meister des Musikdramas - und als Lehrer: Igor Strawinsky ging aus seiner Schule hervor und auch Meister, die nicht bei ihm studierten, profitierten von der in späten Jahren brillant ausgeprägten Orchestrierungskunst. Rimskij-Korsakow kann neben Wagner als einer der Ahnväter des modernen, farblich vielfältig aufgefächerten Orchesterklangs gelten. Die schillernden Klänge von Strawinskys Feuervogel, dessen Geschichte bereits in Rimskijs Oper Der unsterblichen Kastschei anklingt, wären ohne die Instrumentationslehre Rimskij-Korsakows nicht denkbar.

Am Orchesterklang war schon der junge Schüler der Petersburger Kadettenschule interessiert. Als 13-jähriger schreibt er bereits begeistert an seine Familie, welche Instrumente er im Orchestergraben des Marinskij-Theaters bei einer Donizetti-Aufführung ausgemacht habe.

Mit 15 lernte er durch seinen Klavierlehrer Cesar Cui und Mili Balakirew kennen, die ihn nach und nach zu einem der Ihren machten: Im Verein mit Mussorgsky und Borodin bildete man das von einem Kritiker sogenannte Mächtige Häuflein, das sich um eine originär russische Musik bemühte - und sich wegen dessen westlicher Ausrichtung zeitweilig in starke Opposition zu Tschaikowsky begab.

Nach ersten Versuchen gelang ihm mit Schneeflöckchen nach Alexander Ostrowski eine russische Oper unverwechselbar eigener Prägung. Rimskij-Korsakow hatte seinen Stil gefunden und gab dem Musiktheater seiner Heimat durch eine farbenprächtige Kolorierung der gewählten Märchenstoffe besonderes Profil.

Ab 1871 unterrichtete Rimskij-Korsakow Instrumentation am Konservatorium von St. Petersburg.

Als Instrumentator bemühte er sich auch um die Durchsetzung der Werke seines Freundes Modest Mussorgsky, die von der Musikwissenschaft später als »fortschrittlicher« beurteilt wurden als die seinen, doch dank ihrer anarchischen Eigenwilligkeit, die gegen jeden Strich gebürstet schien, im damaligen Musikbetrieb keine Chance hatten. Rimskij-Korsakows Orchestrierung sicherte - allerdings mit weitgehenden dramaturgischen und vor allem harmonischen Eingriffen - Mussorgskys Boris Godunow den internationalen Durchbruch und Bestand im weltweiten Opernrepertoire. Erst nach dem zweiten Weltkrieg besanng man sich des weitaus herberen Originals. Doch hätte die Partitur wohl ohne Rimskij-Korsakows einschneidende Bearbeitung keine Chance gehabt und wäre womöglich vergessen worden.

Rimskijs eigene Opern zählen in Rußland zum gängigen Repertoire, sind im Westen jedoch vor allem durch Gastspiele russischer Ensembles bekannt geworden, aber in den Spielplänen nicht heimisch.

Rimskij-Korsakows Opern

  • Pskowitjanka (Das Mädchen aus Pskow) nach einem Drama von Lew Alexandrowitsch Mei (1868–72, UA 1873)
  • Die Bojarin Wera Scheloga, (1898)
  • Mainacht (1880)
  • Schneeflöckchen (»Snegurotschka«) (1882)
  • Mlada (1892)
  • Die Nacht vor Weihnachten (1895)
  • Sadko (1898)
  • Mozart und Salieri (1898)
  • Die Zarenbraut (1899)
  • Das Märchen vom Zaren Saltan (1900)
  • Servilia (1902)
  • Der Unsterbliche Kaschtschei (1902)
  • Pan Wojewoda (1904)
  • → Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch und der Jungfrau Fewronija (1907)
  • Der goldene Hahn (1909)


  • Hie und da erlebt eine der Opern auch im Westen dank einer geglückten Produktion eine kurze Blüte. So gelang es dem Dirigenten Wladimir Fedosejew im Verein mit dem Regisseur Harry Kupfer, die vom Komponisten selbst als seine tiefste, schönste Oper bezeichnete Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch bei den Bregener Festspielen zu einem Sensationserfolg zu führen. Von dieser Produktion liegt eine CD-Dokumentation vor.

    Das Publikum kennt und liebt jedoch bis heute Rimskij-Korsakows effektvolle viersätzige Orchestersuite nach den Märchen aus Tausendundeiner Nacht namens Scheherazade. Ein Werk, das Dirigent gern zur Demonstration der Virtuosität ihres Orchesters aufs Programm setzen - und dessen Farbigkeit eminenten Einfluß auf die Stilistik der späteren Film-Soundtracks gehabt hat. Generationen von Komponisten haben bei Rimskij-Korsakows Instrumentations-Finessen Anleihen genommen. Das orientalische Kolorit, das in jener Zeit auch russische Kollegen wie Balakirew oder Borodin gern nutzten, tut das Seinige dazu.

    Formal gesehen ist das Werk trotz seiner Viersätzigkeit mit einem scherzoartigen und einem langsamen Mittelsatz eine mehrteilige symphonische Dichtung mit pittoresken Schilderungen der entsprechenden Erzählungen aus der Märchensammlung:
  • I. Das Meer und Sindbads Schiff (Largo e maestoso — Allegro non troppo)
  • II. Die Geschichte vom Prinzen Kalender (Lento— Andantino— Allegro molto— Con moto)
  • III. Der junge Prinz und die junge Prinzessin (Andantino quasi allegretto — Pochissimo più mosso— Come prima— Pochissimo più animato)
  • IV. Feier in Bagdad. Das Meer. Das Schiff zerschellt an einer Klippe unter einem bronzenen Reiter. (Allegro molto— Vivo — Allegro non troppo maestoso)


  • ↑DA CAPO